Zwei vielseitige Elektriker aus Fernost

Von Bernd-Wilfried KießlerSeit der Markteinführung im Jahr 2010 hat Nissan weltweit mehr als 430 000 Einheiten von seinem fünftürigen, viereinhalb Meter langen Leaf (ab 36 800 Euro) verkauft und nimmt für ihn den Titel „Meistverkauftes Elektroauto der Welt“ in Anspruch. Bei uns reicht es in der Klasse der nur batterieelektrisch angebotenen Pkw zum Sprung aufs Treppchen – deutlich hinter dem Allianz-Bruder Renault Zoe und dem BMW i3, der in einer höheren Preisklasse spielt.   

NISSAN: Japaner haben gleich zwei Angebote für die Steckdose: Leaf und e-NV200 Evalia

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Der aktuelle Nissan Leaf kommt laut Norm 378 Kilometer weit.

Äußerlich ist die aktuelle zweite Generation schnittiger gezeichnet als der etwas rundliche Vorgänger. Das betrifft sowohl die lange Motorhaube, die fast übergangslos in die flache Windschutzscheibe übergeht, als auch das flotter geformte Heck mit seinen Leuchten in Bumerangform. Der Innenraum macht einen unaufgeregten Eindruck, die Instrumente wirken aufgeräumt und übersichtlich. Neben dem Zeiger-Tachometer befindet sich ein sieben Zoll großer Bildschirm, auf dem zusätzliche Anzeigen eingeblendet werden können. Blaue Ziernähte, die für blauen Himmel und klare Luft stehen sollen, schmücken die Armaturentafel sowie Sitze, Türverkleidungen und Lenkrad. Letzteres ist leider nur in der Höhe, nicht in der Tiefe verstellbar. Der Gepäckraum ist mit seinen 394 Litern Fassungsvermögen der Außenlänge von 4,49 Meter angemessen.

Reichweite
Was die Reichweite betrifft, so gehören die Zeiten der Vergangenheit an, als namentlich im Winter jenseits von 100 Kilometern das große Zittern begann. Aktuell kommt Nissans Stromer dank einem Akku mit einer Kapazität von 40 kWh theoretisch bis zu 378 Kilometer weit. Nach dem neuen WLTP-Messverfahren werden die Reichweiten bei Stadtfahrten mit 415 und für Autobahn- und Überlandfahrten mit 285 Kilometern angegeben.

Jeder größere Akku bedeutet mehr Gewicht und längere Ladezeiten. An der heimischen Steckdose dauert eine Leaf-Komplettladung 21 Stunden, an einer 7-kW-Wallbox 7,5 Stunden. Für die oft zitierte 80-Prozent-Ladung an einer der immer noch nicht sonderlich weit verbreiteten Schnellladesäulen (Gleichstrom, 50 kW) vergehen mindestens 40 Minuten – das ist noch immer relativ viel Zeit für zwei große Heißgetränke auf dem Autobahn-Rasthof.

Die Leistung des schwächeren Elektromotors liegt bei 110 kW/150 PS, das Drehmoment bei 320 Newtonmeter von der ersten Umdrehung an.
  

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Mit dem NV200 Evalia hat Nissan seit 2009 einen praktischen Minibus und Kleintransporter im Programm. Fotos: Nissan

Minibus
Mit dem NV200 Evalia hatte Nissan seit 2009 einen bei uns unterschätzten Minibus und Kleintransporter unterhalb des VW-Busses im Programm – nur 4,56 Meter lang. Heutzutage wird er nur als e-NV 200 Evalia mit Elektroantrieb angeboten. Mit einer Reichweite von 200 Kilometern ist er als vielseitiger Stadttransporter geeignet – nur mit Fahrer und Beifahrer besetzt passen fast drei Kubikmeter bis unters Dach.

Als Siebensitzer genutzt – etwa zum innerstädtischen Kindertransport oder für Reinigungs- und Gärtnereibrigaden – bleiben hinter der großen Heckklappe immer noch 870 Liter Stauraum. Die Ladezeiten entsprechen in etwa dem Leaf mit dem gleichstarken 40 kWh-Batterie, die Preise beginnen bei 43 433 Euro.