Weißbach: Krabbenspieß und Krappenstecher

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Die Weißbacher haben aus ihrem Spitznamen mit einem Augenzwinkern eine Marke mit passendem Slogan gemacht und ihm ein eigenes Fest gewidmet. Fotos: Ute Böttinge

Wenn alle zwei Jahre in Weißbach das Krappenstecherfest ausgerufen wird, geht es hoch her in der kleinen, beschaulichen Gemeinde. Buntes Markttreiben, allerlei Spiel und Spaß für Groß und Klein, musikalische Darbietungen und freilich vielerlei Genüsse für den Gaumen hat das Gassenfest dann im Programm. Hoch im Kurs stehen vor allem die beliebten Krabbenspieße oder auch der Krabbenblotz. Nur: Die eigentliche Namensgebung der stets gut besuchten Veranstaltung im Kochertal hat so gar nichts mit kleinen rosafarbenen Meerestierchen zu tun. Griffiger Name Als „Krappen“ werden vielmehr im süddeutschen Dialektraum Rabenvögel bezeichnet, im Speziellen die Krähen. Aber wie kamen die Weißbacher zu ihrem Spitznamen „Krappenstecher“? Bürgermeister Rainer Züfle schmunzelt, wenn er die Geschichte erzählt. Als frischgebackener Schultes habe er 1997 ein gemeinschaftliches Dorffest ins Leben rufen wollen. Ein Gremium wurde gebildet und man habe nach einem „griffigen Namen“ gesucht. „Schließlich wurde mir erzählt, dass man hier die Weißbacher auch Krappenstecher nennt“, so Züfle. Dieser Neckname käme wohl daher, dass in früheren Zeiten die verarmten Weißbacher Krähen essen mussten und sich bei der Beschaffung ihrer Mahlzeit langen Lanzen bedienten. Damit wurden Krähennester von unten durchstochen und die so getöteten Vögel eingesammelt. Mit dieser Überlieferung war also der Name gefunden, und 1999 wurde dann das erste Krappenstecherfest ausgerufen.

Die Weißbacher, ihr Spitzname und ihre kulinarischen Leckereien

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Bürgermeister Rainer Züfle mit einem Raben aus Plüsch.

Brust oder Keule Wie die Weißbacher ihre Beute damals als Mahlzeit zubereiteten ist leider nicht überliefert. Vielleicht wurde aus den gerupften Vögeln aber eine einfache Brühe hergestellt. Schließlich zählten Krähen vielerorts als ein Arme-Leute-Essen. Beschreibungen aus dem Alltagsleben zu mittelalterlichen Zeiten zeigen, dass „Krähensuppe“ wohl auf manchem Speiseplan stand.

Aber nicht nur zu Notzeiten wurden die Rabenvögel verspeist. So beschreiben diverse Rezepte aus Kochbüchern vergangener Zeiten detailliert verschiedene Zubereitungen von Krähen und anderen Wildvogelarten. Wiederentdeckt wurde das Kleinwild erst in den letzten Jahren in Gourmet-Küchen. Ob das ganze Flugwild, gefüllt mit diversen Kräutern und Gewürzen, als Ofengericht oder aber Brust und Keulen gegart in schmackhafter Brühe: Richtig zubereitet munde das Krähenfleisch ähnlich wie das junger Tauben, bekunden da etwaige Feinschmecker.

Markenzeichen Steht dann vielleicht bei der nächsten Auflage des Weißbacher Krappenfestes 2021 ein Krähengericht auf dem Speiseplan? „Wohl kaum“, sagt Bürgermeister Züflelachend, der selbst „nur ganz selten Fleisch“ esse. Vorbei also die Zeiten von Krähensuppen oder gar gebratenen Rabenvögeln, die einst auf langen Spießen auf Märkten im Mittelalter verkauft wurden. Ein Markenzeichen ist heute die Krähe für die Weißbacher. Der Rabenvogel flankiert das beliebte Gassenfest als Plüschtier auf den Buden oder ziert als Aufdruck die Trinkgläser. Von Ute Böttinger
      

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In Weißbach halten verschiedene Regionalbuslinien. Es bestehen mehrere Verbindungen in die umliegenden Gemeinden, wie Schöntal, Forchtenberg, Niedernhall, Künzelsau und Ingelfingen. Auch nach Öhringen fährt ein Regionalbus. Dort besteht dann die Möglichkeit zum Umstieg auf die Stadtbahn in Richtung Heilbronn oder die Regionalzüge in Richtung Schwäbisch Hall oder Heilbronn. Zusätzlich finden sich auch in Künzelsau Anschlussverbindungen zu weiteren Buslinien, die im Landkreis unterwegs sind. Und es gibt sogar eine Linie, die bis in den Neckar-Odenwald-Kreis nach Osterburken fährt. red

Leopard steht für Hohenlohe    

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Die fachliche Beschreibung des Weißbacher Gemeindewappens lautet: „Unter silbernem Schildhaupt, darin ein schreitender, rot bewehrter und rot bezungter, hersehender schwarzer Löwe/Leopard, in Rot ein silberner Wellen-Schräglinksbalken.“ Die Flagge der Gemeinde ist in den Farben Weiß-Rot gehalten.

Nach Beratung mit der Archivdirektion Stuttgart legte Weißbach 1958 ein Wappen fest, in dem der Wellenbalken auf den Gemeindenamensteil „-bach“ Bezug nimmt, während der Leopard dem Hohenloher Wappen entstammt und die Zugehörigkeit Weißbachs zu Hohenlohe seit 1323 repräsentiert. Der Leopard ist deshalb in vielen Gemeindewappen im Hohenlohekreis zu sehen. Die Flaggenfarben von Weißbach kennzeichnen ebenfalls diese Zugehörigkeit: Es sind die hohenlohischen Hausfarben.

Wappen und Flagge wurden der Gemeinde am 19. Januar 1959 vom baden-württembergischen Innenministerium verliehen. red