Über die Endlichkeit des Seins

Fachtagung

Friedhofskunst: Bei einer Aktion behängt die iranische Künstlerin Afsaneh Zandi Stofffetzen an Äste. „Dare Morad“ (Wunschbaum) heißt ihr Werk. Fotos: dpa

Von unserer Redakteurin Ulrike Kübelwirth  Er ist noch immer ein Tabu, ein Thema, mit dem viele am liebsten nichts zu tun haben wollen: der Tod. Die Beschäftigung mit ihm ist in der heutigen Gesellschaft weit ins Abseits geraten, dass Sterben zum Leben gehört, wird gerne verdrängt. Der natürliche Kreislauf des Lebens ausgeblendet.  So werden Tiere für das Fleisch, mehr selbst geschlachtet – das Steak liegt abgepackt im Supermarkt zur Mitnahme bereit. Krieg und Terror werden im Zweifelsfall weggezappt. Und Seuchen sind in unseren Breiten so selten wie in keiner Geschichtsepoche zuvor. Der Tod scheint fern. Zumindest so lange, bis ein naher Angehöriger stirbt. Unerwartet damit konfrontiert, fühlen sich viele Menschen hilflos und überfordert.  Unvermeidlich Dabei ist im Leben des Seins. Schon beim ersten Atemzugs eines Menschen steht fest: Er wird sterben. Früher oder später. Und das ist unvermeidlich. Vielleicht ist gerade das der Grund, weshalb sich so viele vor dem Tod und allem was damit zusammenhängt. so sehr fürchten.        

Veranstaltungen am dritten September-Wochenende unter dem Motto „Leben – Lachen – Freude“

Diese Berührungsängste abzubauen, und Tod zu stellen, und dem Umgang damit wieder die Selbstverständlichkeit zu geben, die vergangene Generationen pflegten, das hat sich der „Tag des Friedhofs“ zur Aufgabe gemacht.

Ins Leben gerufen wurde er 2001 (BdF) im Zentralverband Gartenbau gemeinsam mit den bundesweit tätigen Friedhofsgärtnern, Steinmetzen, Bestattern, Floristen, den Städten und Kommunen sowie Religionsgemeinschaften und Vereinen. Seitdem entwickelte sich dieser Aktionstag zu einem vielbeachteten Event.
      

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Oft übernehmen parkähnliche Friedhöfe die Aufgabe einer grünen Lunge.

Jeweils am dritten Septemberwochenende Menschen an Aktionen zum Thema Friedhof teil. In diesem Jahr findet die Aktion am kommenden Wochenende, Samstag und Sonntag, 21. und 22. September, unter dem Motto „Der Friedhof: Leben – Lachen – Freude“ statt – auch in der Region. Auf dem bunten Veranstaltungsprogramm stehen einmal mehr geführte Friedhofsrundgänge, Diskussionen zu friedhofsrelevanten Themen, Ausstellungen mit verschiedenen Schwerpunkten sowie kulturelle Veranstaltungen mit Musik und Literatur.

Kinderprogramm Ziel der Veranstaltung Bedeutung des Friedhofs wieder näherzubringen. Denn der ist nicht nur ein Ort der Trauerbewältigung, der den Toten als letzte Ruhestätte und den Hinterbliebenen als Stätte des Erinnerns dient. Friedhöfe sind viel, viel mehr.

In Großstädten dienen sie als grüne Gemeinden dienen sie der Kommunikation. Und weil Friedhöfe auch immer ein Teil des Lebens sind, trifft man sich dort beim Gießen, setzt sich gemeinsam auf eine Bank und spricht miteinander – über das Leben und den Tod. Darüber hinaus erzählen Friedhöfe auch immer etwas über die Heimatgeschichte, über regionale Kunst und Kultur. So gesehen gibt es wohl keinen besseren Platz, an dem der Umgang mit den Themen Tod und Trauer enttabuisiert werden könnte.

Gestaltet wird der Tag des Friedhofs immer von den einzelnen Städten und Gemeinden. Vor Ort schließen sich Friedhofsgärtner, Bestatter, Steinmetze, Floristen, Friedhofsverwaltungen, Religionsgemeinschaften sowie Initiativen und Vereine zusammen, um ihre Ideen zum jeweiligen Tag des Friedhofs umzusetzen, die Menschen für die zahlreichen Funktionen des Friedhofs und deren Bedeutung zu sensibilisieren sowie das gesamte Spektrum des Friedhofs und seine Bedeutung generationsübergreifend darzustellen. Angesprochen werden dabei nicht nur Erwachsene. Gerade auch für Kinder ist es spannend, sich bei altersgerechten Aktionen am Tag des Friedhofs mit dem Tod als Bestandteil des Lebens auseinanderzusetzen. Deshalb haben Programme für jüngste und junge Besucher bei der Aktion auch einen besonders hohen Stellenwert.

INFO Wissenswertes
Tipps und Veranstaltungen zum Tag des Friedhofs finden sich auf der zentralen Seite www.tag-des-friedhofs.de.
  

Fachtagung

Nach dem Tag des Friedhofs ist Heilbronn am 26. und 27. September Veranstaltungsort für eine bundesweite friedhofskulturelle Tagung des Verbands der Friedhofsverwalter Deutschlands. Der Veranstaltung findet anlässlich der Bundesgartenschau statt. Bei dem zweitägigen Kongress für Fachpublikum geht es unter anderem darum, den Friedhof und seine Bedeutung neu zu definieren, um Friedhofsentwicklungsplanung und um den Heilbronner Hauptfriedhof als „Oase der Natur, Juwel der Stadt-, Kultur- und Baugeschichte… So viel mehr als letzte Ruhestätte“. red
  

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