Auf stilvolle Art Mitgefühl zeigen

„Knigge“-Gremium

Zurückhaltend im Design, selbst geschrieben und mit eigenem Text: So sieht ein stilvolles Kondolenzschreiben aus. Foto: privat

Von unserer Redakteurin Ulrike KübelwirthVielen Menschen fällt es in der persönlichen Begegnung mit Hinterbliebenen schwer, über das kurze „Mein Beileid“ hinaus, die richtigen Worte zu finden. Gehörte der Verstorbene nicht zum engeren Bekanntenkreis, entscheiden sich die meisten dafür, der Trauerfamilie schriftlich zu kondolieren, was auch in Ordnung ist. Der Begriff Kondolenz kommt übrigens vom lateinischen Wort für „Mitgefühl haben“.Fettnäpfchen Wie dieses Mitgefühl schriftlich zum Ausdruck gebracht wird, das ist eine Frage der guten Etikette, meint der Arbeitskreis Umgangsformen International (AUI) und benennt die Fettnäpfchen, in die man dabei treten kann.Wer sich dafür entscheidet, eine Trauerkarte zu schreiben, sollte dies schnellstmöglich nach Erhalt der Todesnachricht tun. Und gleich vorneweg: Fax, E-Mail, SMS oder Telefon ist nach Expertenmeinung für die Übermittlung der Kondolenz tabu, wenn die Todesnachricht per Trauerbrief oder Zeitungsanzeige veröffentlicht wurde.Elegant und stilvoll hingegen „ist und bleibt der handschriftliche Brief – am besten mit Füllfederhalter geschrieben“, heißt es beim Arbeitskreis. Wer sich für eine Trauerkarte (bloß keine Postkarte schicken) entscheidet, dem rät der Arbeitskreis zur schlichten Büttenkarte. Auf farbenfrohe Bilder wie Blumenwiesen, bunte Blüten, grüne Wälder, blauen Himmel und ähnliche Motive sollte verzichtet werden. Und „ein Kondolenzbrief hat weder auf dem Bogen noch am Umschlag einen schwarzen Rand. Dieser bleibt den Drucksachen aus dem Trauerhaus vorbehalten.“

Arbeitskreis Umgangsformen International rät zum handschriftlichen Brief

Handschriftlich
Für Inge Wolf, die Vorsitzende des Arbeitskreises steht weiter fest: Die wichtigsten Elemente des Kondolenzschreibens (Ausdruck des Mitgefühls, Würdigung des Verstorbenen, Erinnerung an gemeinsame Erlebnisse und tröstende Worte) sollten selbst geschrieben sein. „Eine Karte, die im Innenteil nur eine Unterschrift zum gedruckten Text auf der Vorderseite enthält, ist stillos“, sagt sie.

Erlaubt hingegen sind feinfühlige, dem Anlass entsprechende Sinnsprüche, Gedichte, Zitate oder Aussprüche bekannter Persönlichkeiten, „wenn einige Kriterien erfüllt sind“. Dazu zählen eigene Sätze, die einen Bogen zum „ausgeliehenen“ Text schlagen. Dabei sollte immer auch angegeben werden, von wem die zitierte Stelle stammt.

Und was ist dran an der Aussage, dass Beileidsschreiben keine Schlussformel enthalten? „Das ist nur ein Gerücht“, heißt es beim AUI, „Aber das Kondolenzschreiben bitte nicht „mit stillem Gruß“ beenden.“ Das sei wirklich völlig antiquiert.

Schlussformeln
Moderne Schlussformeln wie „In herzlicher Anteilnahme“, „Wir sind in Gedanken bei Ihnen“ oder „Ich denke an Sie und wünsche Ihnen viel Kraft“ hingegen seien empathisch und brächten wirkliches Mitgefühl zum Ausdruck. Und genau darauf komme es bei einem Kondolenzschreiben an.
   

„Knigge“-Gremium

Für den deutschsprachigen Raum (und auch darüber hinaus) ist der Arbeitskreis Umgangsformen International (AUI) das maßgebliche Gremium für Empfehlungen zum Thema Umgangsformen, Business Knigge, Etikette und die Empfehlungen des Arbeitskreises Umgangsformen. International werden sie als „Maß der Dinge“ akzeptiert. Der AUI ist das älteste in Deutschland tätige Sachverständigen-Gremium zu den Themen Verhalten, Kommunikation, moderne Umgangsformen, im allgemeinen Sprachgebrauch gern als „Knigge“-Gremium bezeichnet. red
  

Elf Tipps mit Trauernden umzugehen

Auf der Website www.wir-sind-noch-hier.de (L(i)eben, Sterben, Tod, Trauer) haben sich Hinterbliebene zusammengefunden, die sich mit vielen Facetten des Themas Tod und Trauer auseinandersetzen. Dort finden sich auch elf Tipps zum Umgang mit Trauernden:

- Nachfragen:
Es ist wichtig, ehrlich nachzufragen wie es der trauernden Person geht. Dabei nicht übervorsichtig, sondern direkt sein.

- Sich zurücknehmen:
Anfangs drauf achten, „dass Du nicht permanent versuchst, die trauernde Person mit Erzählungen aus Deinem Leben abzulenken. Das funktioniert nämlich nicht. Eine trauernde Person hat gerade etwas verloren, was sie nie wieder zurückbekommen wird: einen Menschen. Und das verändert ein stückweit ihr gesamtes Leben.“

- Der Tod ist keine ansteckende Krankheit:
Der Tod ist etwas ganz Normales. Und nur weil man Angst davor hat, sich ihm zu stellen, heißt das nicht, dass es der trauernden Person genauso geht. Reden ist wichtig. Einfach ausprobieren. Es ist gar nicht so schlimm.

- Es darf auch gelacht werden:
Ja, der Tod ist traurig. Aber der Tote war das ja nicht immer, er hatte vielleicht sogar jede Menge Humor oder es gab einen Gesichtsausdruck, eine Angewohnheit, an die ihr euch gemeinsam erinnern könnt. Wieso solltet ihr nicht auch mal darüber lachen, was er zu Lebzeiten für Unfug gemacht hat?

- Es braucht keine Geschenke:
Lustige Karten oder Süßigkeiten zwingen die trauernde Person dazu, sich aus ihrem Gefühlssumpf aufzuraffen, weil sie sich darüber freuen muss. Sie hat ihren Anstand nicht verloren, und möchte dankbar sein. Nur bringt ihr die Tafel Schokolade nichts, wenn sie keinen Happen herunter bekommt. Und ein „Keep Smiling“ entlockt ihr vielleicht erst dann ein Lächeln, wenn ein wenig Zeit vergangen ist. Möglicherweise sind Aufmerksamkeiten auch nur eine Ausrede, um am Ende sagen zu können: „Ich habe mich gekümmert.“

- Einfach dasein:
Egal wie weit man weg wohnt, wenn es möglich ist, kurzfristig mal freizunehmen, einfach tun. Das zeigt der trauernden Person, dass sie wichtig ist.

- Hektik vermeiden:
Dem Trauernden keinen Druck machen, indem man glaubt, dass nach drei Monaten das Leben wie gewohnt weiter gehen muss. Der Verlust ist manchmal so plötzlich und unerwartet wie ein Schluckauf wieder da und erschüttert die trauernde Person, so dass die Aufforderung „jetzt muss aber langsam wieder alles gut sein“ eher kontraproduktiv wirkt.

- Berufliches von Privatem trennen:
Wer in einem Beruf arbeitet, in dem häufig gestorben wird, wie im Krankenhaus oder im Hospiz, sollte nicht sagen, dass er den Tod ständig erlebt, sondern Hilfestellungen bieten.

- Stützen:
Den eigenen Stress nicht in die episodische Trauerzeit eines anderen mit einfügen, sondern einfach die Person stützen, die es gerade am dringlichsten braucht.

- Nicht vergleichen:
Sätze vermeiden wie: „Als sich Peter von mir trennte, habe ich mich auch so gefühlt.“ Ja, eine Trennung ist schlimm, aber der Tod ist anders schlimm. Für gewöhnlich hinken Vergleiche sowieso. Am besten fragen, ob es etwas Vergleichbares gibt. Sagte der Hinterbliebene „nein“, dies einfach akzeptieren und zugeben, dass man sich den Verlust eines Menschen einfach nicht vorstellen kann.

- Erneut nachfragen:
Auch wenn ein Jahr ins Land gegangen ist, heißt das nicht, dass die Trauer vorüber ist. Erneut nachfragen, vielleicht möchte die trauernde Person sogar erzählen, wie es ihr inzwischen geht und wie sich der Tod auf das Leben ausgewirkt hat. red