„Uns ist es wichtig, authentisch zu bleiben und die Originalität zu bewahren“

Von unserem Redakteur Alexander Schnell Seit dem Jahr 1996 leiten Helmut und Roland Fischer die Geschicke von Tripsdrill. Im Interview erklären die Geschäftsführer, was ihren Erlebnispark von anderen unterscheidet, wie sie auf neue Ideen kommen, wie wichtig das Feedback der Besucher ist. Zudem sprechen sie über ihre Visionen für die Zukunft. „So ein Park ist nie fertig, er lebt von neuen Ideen, um sich weiter zu entwickeln“, sagen die Fischers.Am 30. Juni 1929 hat Eugen Fischer die erste Altweibermühle eröffnet – die Keimzelle von Tripsdrill. Was glauben Sie, würde ihr Großvater sagen, wenn er heute auf den Park blicken könnte?Roland Fischer: Ja, die Altweibermühle ist die Keimzelle von Tripsdrill. Sie bestand aus einer Rutschbahn und einem Mühlenturm, die unser Großvater an seine kleine Gartenwirtschaft gebaut hatte. Viele wissen gar nicht, dass unsere Ursprünge in der Gastronomie liegen. Darauf legen wir bis heute großen Wert. Ich denke, unser Großvater wäre sehr stolz und würde sich mächtig freuen.Helmut Fischer: Unser Großvater würde sich sicher wundern und staunen, was in den vergangenen 90 Jahren aus seinem beschaulichen Anwesen entstanden und wie alles gewachsen ist.In den Jahren und Jahrzehnten Ihres Wirkens und Schaffens hat sich ebenfalls viel verändert. Schlendern Sie ab und zu durch den Park, halten inne und lassen die Vergangenheit vor dem geistigen Auge vorbeilaufen?Helmut Fischer: Natürlich gibt es solche Momente. Vor allem abends, wenn man nach dem Tagesbetrieb nochmal einen abschließenden Parkrundgang macht. Gerade die großen Projekte, die wir realisiert haben, wecken Erinnerungen: zum Beispiel die Burg „Rauhe Klinge“ mit der Achterbahn „G´sengte Sau“ und der Badewannen-Fahrt zum Jungbrunnen. Wie wir alles geplant hatten, die riesige Baustelle damals, und dass letztlich alles schneller umgesetzt werden konnte als gedacht.Sie sprechen nie vom Freizeitpark, sondern vom Erlebnispark. Was hebt Tripsdrill von anderen Parks in Deutschland ab?Helmut Fischer: In erster Linie zeichnen Tripsdrill die authentischen Attraktionen aus: Attraktionen, die ins Landschaftsbild passen. Wir legen sehr viel Wert darauf, dass sich alles harmonisch in die Umgebung einfügt. Zudem werden unsere Attraktionen mit ganz viel Liebe zum Detail thematisiert. Das sind Dinge, die große Konzerne nicht machen. Gerade das fällt unseren Besuchern auf und das schätzen sie.

INTERVIEW - Im Gespräch mit den Geschäftsführern Helmut und Roland Fischer – Attraktionen fügen sich harmonisch ins Landschaftsbild ein – Massive Bauweise und Gastronomieangebot haben hohen Stellenwert

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Die beiden Geschäftsführer Helmut Fischer (links) und Roland Fischer im Gespräch mit Alexander Schnell aus der Stimme-Chefredaktion.
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Auf historischen Pfaden: Zum 90. Geburtstag lassen Schautafeln die Geschichte von Tripsdrill Revue passieren.

Roland Fischer: Im Gespräch mit den Besuchern wird immer wieder deutlich, dass sie vom Gesamtkonzept und der Tripsdrill-Philosophie begeistert sind. Das ist es, was in Erinnerung bleibt und weitererzählt wird - auch denen, die noch nie im Park waren. Ein größeres Lob können wir uns gar nicht vorstellen.

Helmut Fischer: Was uns ebenso von anderen Parks unterscheidet, ist die Bauweise unserer Attraktionen. Bei uns gibt es keinen Fassadenbau, hier wird alles massiv gebaut mit Materialien wie Eichenholz, Sandstein, alten Biberschwänzen und Kopfsteinpflaster. Wenn in der Region ein Gebäude abgerissen wird, informieren uns die Leute bereits im Vorfeld. Wir schauen dann, ob wir gut erhaltene Materialien für den Park nutzen können und lagern diese teilweise auch ein, um sie für spätere Projekte zu verwenden. So setzten wir für unsere neue Spielewelt „Sägewerk“ zum Beispiel einen Sandstein- Brunnen ein, den wir vor fast zehn Jahren erhielten. Der passt perfekt dazu, und da merken die Besucher, dass man sich Gedanken gemacht hat.

Sie haben es gerade angesprochen – die Spielewelt „Sägewerk“ ist die neueste Attraktion. Auf was dürfen sich die Besucher freuen?

Helmut Fischer: Hier ist Spaß für Kinder jeden Alters garantiert – klettern, rutschen, sandeln, mit Wasser planschen. Wir haben rund 250 Spielelemente aus Robinien- und Kiefernholz in neun Bereichen auf 1400 Quadratmetern gebaut. Bis zu 500 junge Menschen, vom Kleinkind bis zum Jugendlichen, können dort gleichzeitig spielen.

Roland Fischer: Ein Höhepunkt auf dem Spielplatz ist ein 15 Meter hoher Turm. Zudem ist ein Teil des Spielplatzes auch behindertengerecht angelegt. Das versuchen wir auch immer zu berücksichtigen, wenn wir etwas Neues bauen.

Sie ruhen sich nie auf dem Erreichten aus, der Park wird ständig weiterentwickelt. Wie kommen Sie auf neue Ideen?

Helmut Fischer: Zunächst einmal muss man festhalten, dass die Ansprüche der Besucher im Lauf der Zeit gewachsen sind. Die Menschen möchten etwas erleben, sie haben das Bedürfnis, unterhalten zu werden. Natürlich wissen sie, was in anderen Parks geboten wird. Das bedeutet für uns, stetig am Ball zu bleiben und sich weiter zu entwickeln. Neue Ideen werden zunächst einmal im Familienkreis besprochen. Zudem reisen wir durch die Welt und beobachten, was die Kollegen machen. Wichtig ist bei unseren Attraktionen aber immer, dass sie zu Tripsdrill und unserer Philosophie passen.

Also dann lieber mal etwas weglassen, statt nach dem Motto „Größer, höher, schneller“ zu agieren?

Roland Fischer: Genau. Uns ist es wichtig, authentisch zu bleiben und die Originalität zu wahren. Und auch die Qualität - das steht an oberster Stelle. Wir nehmen nicht jeden Trend auf, sondern gehen konsequent unseren eigenen Weg.

Helmut Fischer: Wir erhalten immer wieder Anregungen von Besuchern. Manchmal fällt einem von uns auch etwas spontan aus dem Nichts ein. Kurzum: An Ideen mangelt es nie – aber wir müssen natürlich vieles wieder verwerfen.

Roland Fischer: Es stellt sich immer die Frage, was wir erreichen wollen. Einfach noch eine Achterbahn, das wäre zu kurz gedacht. Wir müssen uns fragen, wen wir ansprechen wollen. Es ist unser Anspruch, die Zielgruppe vom kleinsten Kind bis zur Oma im Auge zu behalten und ein Angebot für alle zu schaffen.

Wie geht es in Tripsdrill weiter?

Helmut Fischer: Alles wollen wir noch nicht verraten. In den kommenden Jahren möchten wir Tripsdrill auf einer etwa 3,15 Hektar großen Fläche links vor dem Haupteingang erweitern. Was da genau entsteht? Da müssen sich die Besucher noch etwas gedulden.

Roland Fischer: Als einer der Vorreiter in der Branche werden wir stark von den Mitbewerbern beobachtet. Wir wollen nicht, dass uns jemand eine neue Idee vor der Nase wegschnappt.

Wird es irgendwann nicht immer schwerer, noch neue Ideen zu finden?

Helmut Fischer: So ein Park ist nie fertig, er lebt von neuen Ideen, um sich weiter zu entwickeln. Wie gesagt: Wir diskutieren sehr viel im Familienkreis, denn es ist nicht immer einfach, neue Attraktionen zu kreieren. Allerdings sind wir kreativ und haben noch einige Ideen in der Schublade, was noch kommen könnte.

Mit Benjamin und Andreas Fischer arbeitet bereits die nächste Generation im Unternehmen mit. Haben die jüngeren Familienmitglieder ganz andere Ansätze?

Roland Fischer: Das tut gut, wenn Jung und Alt zusammen am Tisch sitzen und diskutieren. Dabei kommen verschiedene Sichtweisen, Ideen und Impulse zusammen – und am Ende immer die beste Lösung für den Park und die Besucher.

Helmut Fischer: Die jüngeren Familienmitglieder sehen den Park aus dem Blickwinkel einer anderen Zielgruppe als mein Bruder und ich. Das ist sehr bereichernd und bringt uns weiter. Manchmal legen wir Dinge auch wieder auf Eis und greifen die Idee ein paar Jahre später wieder auf.

Seit fast zehn Jahren gibt es auch Übernachtungsmöglichkeiten in Tripsdrill. Hat sich diese Investition gelohnt?

Helmut Fischer: Auf jeden Fall. Unsere Schäferwagen und Baumhäuser kommen bei den Gästen sehr gut an. Allein 2018 haben wir 41 500 Übernachtungsgäste gezählt. Durch die Möglichkeit der Übernachtung haben wir unser Einzugsgebiet deutlich erweitert. So lohnt sich der Besuch auch für Familien, die ein paar Hundert Kilometer herfahren müssen.

Roland Fischer: Außerdem haben wir mittlerweile sehr viele Besucher aus dem Ausland - Frankreich und Schweiz sowie viele andere Länder. Es kamen sogar schon Gäste aus Israel, Kuwait, Russland, Südkorea, China, Kanada, Mexiko oder Namibia. Die Nachfrage ist da und steigt. Und sogar die Gasthöfe, Hotels und Pensionen in der Umgebung profitieren davon. Wenn wir Saison haben, steigen dort die Übernachtungszahlen.

Entweder gibt es einen Freizeitpark oder einen Tierpark, aber selten beides.

Helmut Fischer: Auch das macht Tripsdrill einzigartig. Jeder Besucher hat seine eigenen Vorlieben: Die einen sind lieber in der Natur mit Pflanzen und Tieren unterwegs. Andere kommen gleich früh morgens in den Erlebnispark, um Spaß und Action zu haben und machen nachmittags einen Abstecher ins Wildparadies zum ruhigeren Ausklang des Tages. Wichtig ist es, dass wir die gesamte Zielgruppe ansprechen. Die Kombination aus den beiden Parks ist ideal und wird von unseren Besuchern sehr gut angenommen.

Wie oft sitzen Sie beide denn überhaupt noch selbst in Ihren Attraktionen?

Helmut Fischer: Es gibt immer mal wieder Anlässe und Situationen, bei denen ich mitfahre, am liebsten in der Holzachterbahn „Mammut“. Aber es ist nicht so, wie vielleicht einige denken, dass wir den ganzen Tag Achterbahn fahren. Wenn es eine neue Attraktion gibt, testet man die natürlich am Anfang intensiver.

Roland Fischer: Gerade zum Saisonstart begleiten wir auch einige Testfahrten unserer Techniker in den einzelnen Attraktionen.

Der Erlebnispark hat schon sehr viele Auszeichnungen erhalten. Auf welche sind Sie besonders stolz?

Helmut Fischer: Auf den European Star Award. Den haben wir dreimal in Folge erhalten als bester Park in Europa mit unter einer Million Besucher. Das zeigt, dass wir auf dem richtigen Weg sind und gute Beurteilungen von anderen erhalten.

Roland Fischer: Mittlerweile erhalten wir Besuch von anderen Parks aus der ganzen Welt, auch von Disney. Das zeugt von der Güte und der Qualität in Tripsdrill.

Wie wichtig ist das Feedback der Besucher?

Helmut Fischer: Das ist sehr wichtig. Und zwar nicht nur die positiven Dinge, sondern auch Kritik. Was gut ist, weiß man. Was nicht so gut ist, das ist entscheidend. Denn nur so können wir Dinge verbessern und verändern.

Roland Fischer: Dazu gehört zudem, dass wir sehr behindertengerecht sind und gerade in diesem Bereich alles so optimal wie möglich für die Besucher gestalten. Eines ist klar: Bei uns fällt keine Reklamation unter den Tisch. Wir nehmen jede Rückmeldung ernst und wollen uns stetig verbessern. Dazu gehört auch, das Essensangebot in unseren Gastronomiebetrieben im Park immer wieder zu verändern und an die Bedürfnisse und Wünsche der Besucher anzupassen.

Helmut Fischer: Das schönste Lob für uns sind glückliche Besucher mit strahlenden Gesichtern. Und nicht nur die Kinder – wir wollen die ganze Familie glücklich machen.

Apropos Gastronomie. In vielen Parks gibt es Currywurst und Schnitzel. Fertig. Beschreiten Sie auch in diesem Bereich einen anderen Weg?

Roland Fischer: Unser Ursprung liegt ja in der Gastronomie, deswegen legen wir hier ebenfalls sehr viel Wert auf Qualität, Vielfalt und regionale Produkte. Bei uns wird nach wie vor sehr traditionell gekocht. Da wird eine Soße noch mit Knochen angesetzt, Spätzle werden jeden Tag selbst gemacht, ebenso der Kartoffelsalat und vieles mehr. Frische und Qualität stehen an oberster Stelle.

Helmut Fischer: Und was uns noch von vielen anderen Parks unterscheidet: Bei uns wird man bedient, z.B. im Gasthaus zur Altweibermühle. Diesen Service schätzen die Besucher sehr. Mal zur Ruhe kommen, gemütlich essen und dann weiter den Park erkunden.

2029 wird Tripsdrill 100 Jahre alt. Was ist Ihre Vision für den runden Geburtstag?

Helmut Fischer: Tripsdrill soll noch mehr als heute eine Urlaubs-Destination für Menschen werden, die hier mehrere Tage verbringen.

Roland Fischer: Wir wünschen uns, dass unsere Nachkommen den Weg konsequent weitergehen und den Geist von Tripsdrill weiterleben lassen.

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