Wo Spatzen allzu wörtlich genommen wurden

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Die Frauenzimmerner sind dem Spitznamen zufolge Störche. In früheren Zeiten sollen sie sich mit Vorliebe die glänzend weißen, dekorativen Schwanzfedern an ihre Hüte gesteckt haben. Foto: dpa

Tierisch geht es zu, im Zabergäustädtchen samt seiner beiden Ortsteile Eibensbach und Frauenzimmern – zumindest auf den ersten Blick. Denn der Spitzname „Spatz“, der dem Güglingen in vergangenen Zeiten zugedacht worden ist, hat offenbar mit dem gefiederten Vogel rein gar nichts zu tun.Güglinger Spatze Für die Betitelung der Bewohner Güglingens gibt es immerhin gleich zwei Erklärungsversuche. Der erste beschäftigt sich mit dem Spatzen als Sinnbild der Schwatzhaftigkeit („das pfeifen die Spatzen von den Dächern“). Glaubt man den Überlieferungen, müssen die Güglinger einst äußert kommunikativ gewesen sein. Oder, wie es Abraham a Santa Clara, ein katholischer Geistlicher des 17. Jahrhunderts formulierte: „Einen Bayern vom Kaudern (mäkeln), einen Schwaben vom Plaudern abzukehren, den laß ich sein ein Biermann, der solche Leut’ bekehren kann.“ Ebenfalls aus dieser Zeit stammt wohl das Prädikat der „schwäbischen, froschgoschigen Schwatzmäuler“ wie es sie auch in Güglingen gegeben haben soll.Die zweite Variante fällt in die Kategorie der Spätzleschwobe – eine „völlig frei erfundene Geschichte“, die im Zabergäustädtchen von Generation zu Generation weitererzählt worden ist.Demnach soll wohl vor langer Zeit eine aus Norddeutschland stammende – und bei ihrem Angetrauten in Güglingen sesshaft gewordene Frau, das, was man ihr erzählte, allzu wörtlich genommen haben. Weil sie ihrem Schatz ein wahrhaft schmackhaftes Sonntagsmahl auf den Tisch zaubern wollte, das so ganz seinem Geschmack entsprechen sollte – immerhin schwärmte er ihr vor, wie gut das schmeckt – hatte die Frau ihm eines sonntags einen liebevoll zubereiteten Braten mit Salat und – per Schrotflinte selbst erlegten – Spatzen serviert, worauf die Güglinger ihren Uznamen weghatten.   

Tierische Spitznamen und ein sprachliches Missverständnis

Eibensbacher Katze
Alte Eibensbacher führen den Spitznamen mit hoher Wahrscheinlich auf das „Katzenwäldle“ zurück, das es auch heute noch im Güglinger Stadtteil gibt. Was genau vorgefallen ist, bleibt im Dunkeln. Was aber überliefert wurde und lange Zeit im Wortschatz gebräulich blieb, ist der Spruch: Eibensbacher Katze fressen Güglinger Spatze“.

Frauenzimmerner Störch
Die Bewohner von Frauenzimmern, so heißt es, seien Kuckucke, aber auch Schweinfurter oder Störche. Der letzte Neckname lässt sich wohl auf eine Zeit zurückführen, als die Störche auf ihrer Durchreise noch Dauergast auf den Wiesen des Zabergäus waren. Genau so hat es der 1805 in Nürnberg geborene Pfarrer und Lehrer Friedrich Wilhelm Jubitz in seinem dreibändigen Werk „Drei Blumensträuße für die lieben Kinder– zur Belehrung und Unterhaltung“ im Jahr 1848 beschrieben: „Haben die Störche ihre Jungen erzogen, so versammeln sich Alte und Junge gegen Ende Juli auf Wiesen.“ Ein sonderbarer Anblick sei es, wenn 40 oder 50 solche „Langbeinigen Rothschnäbel gravitätisch herumsteigen und sich mit lautem Geplapper über die bevorstehende Reise unterhalten.“ Das aber scheint die Frauenzimmerner wenig umgetrieben zu haben. Sie freuten sich vielmehr über tierische Hinterlassenschaften schmückender Natur: nämlich über die glänzend weißen Schwanzfedern, mit denen sich die Bewohner des heutigen Güglinger Stadtteil lauf Pfarrer Jubitz gerne an ihre Hüte gesteckt hatten. Von unserer Redakteurin Ulrike Kübelwirth
   

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In Güglingen verkehren vier Regionalbuslinien, die auch die Stadtteile Eibensbach und Frauenzimmern sowie die umliegenden Orte verbinden. Am ZOB Brackenheim bestehen Umsteigemöglichkeiten zu Verbindungen in die Region. Direkt von Güglingen aus geht es nach Lauffen, mit der Möglichkeit von dort in die Regionalbahnen in Richtung Stuttgart, Heilbronn oder Würzburg umzusteigen. Zudem bestehen direkte, stündliche Busverbindungen nach Heilbronn. red

Eine silberne Gugel auf rotem Grund

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Das Wappen des im Jahr 1295 erstmals erwähnten Städtchens Güglingen im Zabergäu zeigt eine silberne (weiße) Gugel auf rotem Grund.

Die Gugel ist eine ab dem Hochmittelalter nachweisbare kapuzenartige Kopfbedeckung, die von Männern und Frauen gleichermaßen getragen wurde, und die auch als Namensgeberin für den Gugelhupf dient. Zurückverfolgen lässt sich die Gugel (lateinisch: cuculla = Kapuze) bis ins Jahr 1359, wo sie auf alten Güglinger Siegeln zu finden ist.

Die Farben Rot und Silber (Weiß) sind seit 1575 im wesentlichen unverändert geblieben. Lediglich vor 1933 war der Wappenhintergrund eine Zeitlang in Blau gehalten. Damals entstand auch die weiß-blaue Stadtflagge, die nach der Wiedereinführung der ursprünglichen Wappenfarben bestehen blieb.

Die im Jahr 1975 durch die Vereinigung von Güglingen mit Eibensbach und Frauenzimmern entstandene Zabergäustadt hat sowohl die alte Wappen- als auch die Flaggentradition unverändert übernommen. Beide wurden der Kommune am 11. März 1976 vom Landratsamt des Kreises Heilbronn verliehen.