Da gibt es nichts zu meckern

Aus dem Leintal in die USA

Die Stadtbahn verkehrt zwischen Heilbronn und Karlsruhe. Sie macht Leingarten auch für Pendler zu einer attraktiven Wohngemeinde. Fotos: Dennis Mugler

Von Stefanie PfäffleEine der Stärken Leingartens ist die Konzentration auf eine mehr oder weniger kompakte Bebauung“, befindet Bürgermeister Ralf Steinbrenner. Denn im Gegensatz zu den meisten anderen Kommunen im Landkreis wohnen alle 12 000 Einwohner tatsächlich in einem Ort. „Der Nachteil ist der Verkehr, der Vorteil die kurzen Wege in der Infrastruktur.“ Und da hat Leingarten einiges im Angebot.  

Fußläufig erreichbare Läden und diverse große Arbeitgeber machen Leingarten attraktiv

„Es liegt an uns allen, sich der örtlichen Geschäfte bewusst zu sein und diese zu nutzen.“

Ralf Steinbrenner

Nahversorgung
Beim Thema Nahversorgung können die Bürger wirklich nicht meckern. Die großen Ketten sind fast alle da. Es gibt einen Vollsortimenter, gleich drei Discounter und den heiß begehrten Drogeriemarkt. Der Edeka Markt in der Ortsmitte jedoch schloss Ende September 2018, inzwischen ist das Gebäude an jemanden aus der Lebensmittel-Branche verkauft.
  

Da gibt es nichts zu meckern-2
In Leingarten gibt es fast 5000 sozialversicherungspflichtige Arbeitsplätze.

Zusätzlich findet vor dem Rathaus zwei Mal wöchentlich ein Markt statt. Und ein preisgekrönter Getränkefachhandel ergänzt das Angebot. Dazu kommen mehrere Bäcker und Metzger sowie diverse inhabergeführte Fachgeschäfte. Auch gastronomisch geht es wieder aufwärts, nachdem Gourmetkoch Uwe Straub sein Gaststättenensemble Zum Löwen und Dorfkrug in der Heilbronner Straße geschlossen hat. Die neuen Pächter Linda und Roberto Galiano sind in Leingarten keine Unbekannten: Seit acht Jahren betreiben die beiden das Eiscafé Bella Linda an der Ecke Heilbronner-/Nordheimer Straße. Jetzt wollen sie voll durchstarten: Mit einem ganzjährig geöffneten Eiscafé inklusive Tagescafé im ehemaligen Löwen und einem italienischen Restaurant im früheren Dorfkrug. Stolz ist man besonders auf das Haushaltswarengeschäft Diem, ein Laden, den es so nicht mal mehr in Heilbronn gibt. Es gibt zwei Reisebüros, einen Blumenladen und ein Elektrofachgeschäft. Möbel, Holzprodukte, Wasserbetten und ein Hemden-Outlet sowie zwei Modeketten kommen noch obendrauf.

„Wir hätten gern mehr Fachgeschäfte, und wenn all diejenigen, die sich beklagen, wenn Geschäfte zumachen, dort und nicht im Internet eingekauft hätten, gäbe es sie auch noch“, betont der kritische Schultes. Das veränderte Kaufverhalten und die entsprechende Entwicklung in der Gesellschaft verursachen seiner Meinung nach eben Verschiebungen, die Infrastruktur und Arbeitsplätze kaputt machen.
  

„Der Nachteil ist der Verkehr, der Vorteil die kurzen Wege in der Infrastruktur.“

Ralf Steinbrenner

Viele Dienstleister
 Froh ist er deswegen um den Schuhmacher vor Ort und die vielen Dienstleister im Bereich Gesundheit und Schönheit. „Es liegt an uns allen, sich der örtlichen Geschäfte bewusst zu sein und diese auch zu nutzen.“ Darum kümmert sich auch der Wirtschaftskreis Leingarten, der sowohl die innerörtlichen als auch die Betriebe im Industrie- und Gewerbegebiet vertritt. „Dadurch finden bei uns verkaufsoffene Sonntage doppelt statt, mal innerorts, mal draußen.“ Die B293 teilt das Industrieund Gewerbegebiet in Leingarten Nord und Süd. Ein beträchtlicher Anteil der angesiedelten Unternehmen sind Automobilzulieferer. Gleich mehrere große Arbeitgeber sorgen dafür, dass es in Leingarten fast 5000 sozialversicherungspflichtige Arbeitsplätze gibt. Der größte allerdings sitzt nicht dort, sondern am Ortsausgang von Schluchtern. Es ist die Firma Gessmann Elektrobau.

Kompakt hin oder her – Landwirtschaft spielt auch in Leingarten immer noch eine große Rolle, auch wenn es hier und da Probleme bei der Hofnachfolge gibt. Vor allem Weinbau wird großgeschrieben, es gibt mehrere Selbstvermarkter, doch auch Ackerbau wird betrieben. Ein Coup ist dem Rathaus mit dem nun bereits dritten Ärztehaus gelungen. Ralf Steinbrenner: „Wir gehen davon aus, dass die Versorgung damit langfristig gesichert ist.“
   

Aus dem Leintal in die USA


Das beschauliche Leingarten, so kann man mit einem Augenzwinkern feststellen, hat die Weltgeschichte beeinflusst: Zwei Große in der Geschichte der USA haben hier familiäre Wurzeln. Der eine ist Barack Obama (Jahrgang 1961): Die Ururururururururgroßeltern des 44. Präsidenten der Vereinigten Staaten von Amerika waren Johann Pieter Straub, zeitweise wohnhaft in Großgartach, und Anna Hoffmann. Sie wanderten um 1733 nach Amerika aus. Und etwa um die gleiche Zeit machten sich auch Hans Linck und Anna Neuwirth auf in die Neue Welt: Sie sind die sechsfachen Urgroßeltern von Dwight D. „Ike“ Eisenhower (1890 – 1969). Der Demokrat war von 1953 bis 1961 der 34. Präsident der Vereinigten Staaten. red