Spitznamen für Langenbrettach: Spätzlesbrädicher und Kornboser

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Der Brettacher Apfel entstand durch einen Zufallssämling. Im vergangenen Jahrhundert war die Sorte in vielen Obstgärten zu finden. Foto: Archiv/Agentur Kochertal

Langenbrettach, zwei Ortsteile, vier Spitznamen: Die Brettacher sind Spätzlesbrädicher und Kornboser, die Langenbeutinger Hälldunner und Hoscheschaacher. Spätzlesbrädicher So werden die Brettacher genannt. Und dies hat wohl zwei Gründe: Zum einen betrachten die Brettacher – obwohl Franken – mehr noch als alle anderen Schwaben Spätzle als „ihr“ Nationalgericht. Zum anderen gibt es zwei Orte namens Brettach, die nicht allzu weit auseinander liegen: Spätzlesbrädich an der Mündung und Gändbrädich (bei Maienfels) an der Quelle des gleichnamigen Flüsschens. Die Spätzlesbrädicher leiten ihren Necknamen davon ab, dass sie immer über reichlich fruchtbares Ackerland verfügten. Und wer Spätzle produzieren will, braucht einen guten Boden auf dem gutes Korn gedeiht. Gänse hingegen brauchen „nur“ einen Bach. Kein Wunder, dass die Brettacher immer etwas geringschätzig auf ihre Namensvettern herabschauten, die im Mainhardter Wald, eingekeilt zwischen Bergen, auf nicht sonderlich gutem Boden sitzen und deshalb eben Gänse züchten mussten. In jüngster Zeit allerdings sind aus den Spätzlesbrädichern mehr und mehr Apfelbrädicher geworden.Apfelbrädicher Wenn früher im Herbst nach dem Mosten die Trester nichts mehr hergaben, hat man die in einer Ecke des Bauernhofs, am Misthaufen, am Rande eines Felds, einer Wiese oder im Bereich der Weinberge abgelagert. Auf diesen Tresterhaufen keimten dann Apfelkerne aus. Fünf bis zehn solcher Jährlinge setzten die Obstbauern jedes Jahr in ihren Weinbergen. Waren die Wildlinge nach ein paar Jahren groß genug, wurden sie verdelt und anschließend in den Obstgarten gesetzt.Im Jahr 1911 jedenfalls wurde der Brettacher Baumwart Karl Zorn in den Weinberg eines Bauern gebeten, um dort die stacheligen Sämlinge, die unveredelt nur ungenießbare, harte Holzäpfel liefern, zu beurteilen und zu veredeln. Darunter befand sich einer, der nicht nur – völlig ohne Stacheln – besonders schön gewachsen war, sondern auch über große Blätter verfügte. Zorn empfahl dem Bauern deshalb, dem kleinen Außenseiter nicht zu veredeln. Er solle ihn für einige Zeit beobachten, riet der Fachmann dem Bauern. Der ließ den Zufallssämling zusammen mit den „Veredelten“ auf einem Obststückle vor sich hin wachsen, bis er 1920 die ersten Äpfel trug. Die Geburtsstunde des saftigen und etwas säuerliche schmeckenden, rustikalen Brettacher Apfels, der es im 20. Jahrhundert bundesweit zu einer gewissen Berühmtheit brachte.Kornboser Wesentlich älter aber ebenso wie die Spätzlesbrädicher dem Neid der Nachbarn geschuldet dürfte der Ausdruck Kornboser sein. Fruchtbare Böden bescherten den Brettachern einst eine reichliche Kornernte. Ihr Getreide bündelten sie zu Bosen – was in etwa den heutigen maschinell hergestellten Strohballen entspricht – und stellten diese zum Trocknen auf ihren Feldern auf. Sehr zum Ärger der Nachbarorte, die mit weniger guten Ernten gesegnet waren. Deren Bewohner blickten deshalb eher missgünstig auf die Brädicher Kornboser.Langebeutinger Hälldunner Die Langenbeutinger, die heute zusammen mit den Brettachern die Einwohner der Gesamtgemeinde bilden, hießen in früherer Zeit nur „d’Hälldunner“. Relativ wahrscheinlich ist es, dass sich das Wort Häll von Hälde (gleichbedeutend wie Wald), das Wort Dunner von Donner ableitet. Begrenzt wird der Ortsteil nämlich vom Häldenwald. Der soll in früheren Zeiten zwar nicht sehr groß, für die Nachbarn aber umso bedrohlicher gewesen sein. Und wenn die Langenbeutinger Buben kamen, hieß es bei den Jugendlichen der umliegenden Ortschaften nur „d’Hälldunner kumma“.Für die Langenbeutinger war dies ganz klar eine Anspielung auf ihre Stärke. Die Gegner hingegen dachten wohl eher an den Donner vom Häldenwald, der über sie hereinbricht.Genau darauf bezieht sich Erklärungsversuch Nummer zwei: Gewitter, die über den Häldenwald hereinkamen, seien – so heißt es – besonders bedrohlich gewesen, was schließlich zum Spitznamen führte.Hoscheschaacher Älter als Hälldunner ist die Bezeichnung Hoscheschaacher – was für Hasenscheucher steht. Sie, so heißt es, rühre aber nicht von der Begeisterung der Langenbeutinger her, Meister Lampe zu jagen, sondern von deren Dialekt mit einem „S“-Problem. Früher wurden nämlich das „s“ in der Brettacher Gegend als „sch“ gesprochen. Lange Zeit wurden deshalb die Bewohner des Ortes auch mit dem Satz „Hol de Besche, schlach d’Mausch tot“ begrüßt. Von unserer Redakteurin Ulrike Kübelwirth       

Fruchtbare Böden und reiche Ernten sorgten für Missgunst – Zufallssämling bringt es zur Berühmtheit

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In Brettach und Langenbeutingen gibt es etliche Regionalbuslinien. Beide Ortsteile werden über eine Buslinie verbunden. Von Brettach und Langenbeutingen gibt es eine Verbindung nach Neuenstadt. Dort bestehen Umsteigemöglichkeiten auf andere Regionalbuslinien etwa nach Heilbronn oder Bad Friedrichshall. Montag bis Freitag besteht in Brettach, Montag bis Samstag in Langenbeutingen eine Verbindung nach Öhringen – mit Anschluss an den Regionalzug in Richtung Schwäbisch Hall oder Heilbronn und an die Stadtbahn Richtung Heilbronn. Zudem werden die Ortsteile vom Nightlife Shuttle Heilbronn–Kochertal angefahren. red

Schräge Wellenleiste, Apfel und Kirche

Spitznamen für Langenbrettach: Spätzlesbrädicher und Kornboser-2

Das Langenbrettacher Wappen zeigt eine silberne (weiße) Wellen-Schräglinksleiste auf blauem Grund. Links über der Schrägleiste ist ein goldener (gelber) Apfel mit einem nach links weisenden goldenen (gelben) Blatt dargestellt. Am rechten unteren Rand ist eine goldene (gelbe) Kirche mit linksstehendem Turm zu sehen.

Die Gemeinde Langenbrettach, die nach der Vereinigung Brettachs mit Langenbeutingen vom 1. Januar 1975 bis zum 30. Juni 1976 den Doppelnamen Brettach-Langenbeutingen geführt hatte, nahm auch in ihr Wappen je ein Symbol für die beiden Ortsteile auf.

Der als Obstsorte bekannte Brettacher Apfel, der Mitte des 20. Jahrhunderts weit verbreitet war, symbolisiert das Dorf Brettach. Die stilisierte Kirche wurde aus dem früheren Wappen von Langenbeutingen übernommen.

Zwischen diesen beiden Symbolen erscheint eine silberne Wellen-Schräglinksleiste. Sie steht für das Flüsschen Brettach, das an beiden Ortsteilen vorbeifließt. Wappen und Flagge wurden der Gemeinde am 26. April 1976 vom Landratsamt Heilbronn verliehen.