Kirchhausener Gerschtahewwel & Neckargartacher Linsafahmer

Fahrplantipps

Gustav Schneider hat die Geschichte der Biberacher Stegstrecker auf Leinwand gebannt. Sein Gemälde zeigt, wie sich die Bewohner und Ochsen abmühen, den Übergang über den Gründelbach passend zu machen. Foto: Achiv/Scheffler

Einfallsreichtum, Bauernschläue und ein Hauch von Schilda sind die Mischung, die für die Spitznamen der heutigen drei Heilbronner Stadtteile Neckargartach, Kirchhausen und Biberach Pate stand. Genau damit versuchten die findigen Dorfbewohner vor langer Zeit dem akuten Geldmangel und großem Hunger zu begegnen, der landauf, landab herrschte.  

Spitznamen von Neckargartach, Kirchhausen und Biberach

Kirchhausener Gerschtahewwel & Neckargartacher Linsafahmer-2

Kirchhausener Gerschtahewwel
Während einer wahrscheinlich in den Jahren 1816/17 durch den Ausbruch des Vulkans Tambora auf der indonesischen Insel Java 1815 verursachten Hungernot – sollen sich die Kirchhausener als besonders einfallsreiche Köpfe hervorgetan haben. Im „Sommer ohne Sonne“ (1816) und dem darauffolgenden Winter wurden in ganz Europa Lebensmittel knapp. Auch in Kirchhausen gab es im ganzen Dorf kein Mehl mehr.

Die Tiere waren geschlachtet oder verendet. Und die letzten Saatkörner steckten bereits in der Erde. Doch es war erst Juni und der Hunger wurde immer größer. Also kamen die Bewohner des Dorfes auf die Idee, das Korn zu lupfen; die jungen Pflänzchen ein Stückchen aus dem Boden zu ziehen, damit sie schneller wuchsen. Um die wertvollen Gerstenhälmchen bei dieser Aktion nicht zu zertrampeln und zu zerstören, benutzten die Kirchhausener lange Stangen, mit denen sie das Korn vom Ackerrand nach oben hebelten – die Gerschtahewwel waren geboren. Die Kirchhausener selbst tragen ihren Spitznamen mit Stolz, sehen sie in der Legende doch den Beweis für ihre Klugheit und einen gewissen Einfallsreichtum.
  

Kirchhausener Gerschtahewwel & Neckargartacher Linsafahmer-3
Erinnert an den Spitznamen: der Linsafahmabrunnen. Foto: Archiv/Veigel

Biberacher Stegstrecker
Sehr sparsam seien sie gewesen, die Biberacher – wenn nicht gar geizig, gleichzeitig aber auch furchtbar durstig. Wen wundert es also, dass sie, als sie einen Steg über den Gründelbach bauten, während der Arbeiten reichlich süffelten – und sich am Ende über das Ergebnis wunderten. Der fertige Steg jedenfalls war so knapp bemessen, dass er nicht bis ans andere Ufer reichte. Als die Biberacher ihren Fehler erkannten, versuchten sie es einfach mit einem Trick. Dabei setzten sie ihre ganze Hoffnung auf die Kraft der Natur: An jeder Stegseite wurden kräftige Ochsen angespannt, die jeweils in ihre Richtung zogen und so den Steg strecken sollten. Ein hoffnungsloses Unterfangen, das ihnen bis heute nachhängt.

Neckargartacher Linsafahmer
Hunger und Armut herrschten einst auch in Neckargartach, wo die Menschen nicht wussten, wie sie satt werden sollten. Klar freuten sich die Bewohner der Ortschaft sehr, als sie eines Tages große Mengen Linsen auf dem Neckar schwimmen sahen. Und ebenso logisch, dass die Neckargartacher sich daran machten, so viel wie möglich von dem kostbaren Nahrungsmittel aus dem Fluss zu fischen.

Was die Linsenfischer allerdings nicht wussten war, dass die Hülsenfrüchte allesamt aus dem Heilbronner Spital stammten, verdorben und teilweise schon verdaut waren, ehe sie ins Wasser gelangten. Als die Geschichte herauskam und sich die Heilbronner über ihre Nachbarn lustig machten, waren die Neckargartacher jedenfalls nicht um eine Antwort verlegen. Sie konterten den Städtern prompt, in dem sie verlauten ließen: Selbstverständlich hätten sie die Linsen keinesfalls gegessen. Vielmehr hätten sie die Hülsenfrüchte aus dem Neckar gefischt, getrocknet und anschließend auf dem Heilbronner Markt an die Städter verkauft. Von unserer Redakteurin Ulrike Kübelwirth

Fahrplantipps

Heilbronn hat ein breit gefächertes ÖPNV-Angebot. Auch in den Stadtteilen Sontheim, Horkheim und Klingenberg gibt es viele Möglichkeiten zur Nutzung des öffentlichen Nahverkehrs. In den nördlichen Stadtteilen gibt es zahlreiche ÖPNV-Angebote. Kirchhausen verfügt über mehrere Stadtbusverbindungen und zwei Regionalbuslinien. Dadurch können umliegende Gemeinden wie Bad Rappenau, Kirchhardt und Gemmingen erreicht werden. Mit den Stadtbussen können mehrere Punkte in der Heilbronner Innenstadt erreicht werden.

Genau wie Kirchhausen gibt es auch in Biberach mehrere Stadtbuslinien und die gleichen Regionalbuslinien. Zusätzlich besteht noch eine direkte Stadtbusverbindung zum Hauptbahnhof und den Böllinger Höfen.Auch in Neckargartach gibt es Regionalbuslinie, die nach Bad Rappenau und zum Hauptbahnhof.

Wie in Kirchhausen und Biberach verkehren auch in Neckargartach zahlreiche Stadtbuslinien. Zusätzlich zu den anderen Stadtteilen gibt es noch Linien, die direkt zum Klinikum, zur Harmonie und zum Hauptbahnhof fahren. In Neckargartach gibt es zudem den Frühwagen, der eine frühe Verbindung zum Hauptbahnhof herstellt.

In allen Stadtteilen gibt es Anschluss an die Innenstadt, und somit verschiedene Umsteigemöglichkeiten auf die Stadtbahnen und Regionalzüge.

Die nördlichen Stadtteile Heilbronn werden auch von der Nachtbus Linie N 1 erschlossen, dadurch besteht die Möglichkeit am Wochenende zu später Stunde noch von der Innenstadt nach Hause zu fahren. red

Reichsadler mit Brustschild in Rot-Silber-Blau

Kirchhausener Gerschtahewwel & Neckargartacher Linsafahmer-4

Das Heilbronner Stadtwappen zeigt einen schwarzen Reichsadler mit roter Zunge und einem Rot-Silber-Blau geteilten Brustschild. Die Herkunft dieser Farben bis bis heute nicht abschließend geklärt. Erstmals nachgewiesen wird die aktuelle Reihenfolge – Rot-Weiß-Blau wie auf der Stadtflagge – im Jahr 1560. In manchen Siegeln des 17. und 18. Jahrhunderts enthielt der Brustschild keine Farben, sondern nur die auf den Stadtnamen hinweisenden Großbuchstaben HB.

Der Reichsadler als Symbol der Reichsunabhängigkeit ist seit 1265 auf den Siegeln der Stadt belegt. Er erschien immer auf goldenem Schildgrund. Erstmals nachweisbar ist das Tier in einem Wappenfenster der Heilbronner Kilianskirche aus dem Jahr 1487.

Das heutige Design der Wappengrafik stammt aus der Feder des Heraldikers Alfred Dochtermann und ist auf das Jahr 1948 datiert; die endgültige Gestaltung von dem Heilbronner Grafiker Adolf Willi Sauter, der 1949 das Wappen nach Dochtermanns Entwurf gestaltete. Am 14. Juli 1949 beschloss der Heilbronner Gemeinderat die Annahme dieses Designs. kü