Künzelsau: Allerlei Waren und viele Originale

Haupt des Kirchenpatrons

Das Foto zeigt das Treiben auf dem Matthias-Krämermarkt im Jahr 1951. Fotos: Stadtarchiv Künzelsau, Ute Böttinger 

Zu einem richtigen, eingetragenen Ortsspitznamen hat es das „Maddäsle“ nicht geschafft. Dennoch hat dieser Neckname für die Künzelsauer eine große Bedeutung. Spielt doch das „Maddäsle“ auf die lange Tradition der Märkte der heutigen Kreisstadt des Hohenlohekreises an.        

Neben einer langen Tradition an Märkten existieren für Künzelsau und seine Bürger auch so einige Spitznamen

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Marktflecken 3

60 Jahre alt wird im Februar 2021 der Künzelsauer Matthias-Markt. Dieser Krämermarkt ist dabei nicht nur der Auftakt der drei Jahresmärkte, er ist auch der Namensgeber für das „Maddäsle“. Der Heilige Matthias gilt als Schutzpatron der Metzger, Schneider, Schmiede, Bauhandwerker und Zuckerbäcker. Mit dem Gedenktag des Apostels am 24. Februar wurde der Matthias-Markt schließlich zum festen Datum.
      
Kaiser Wenzel war es, der 1360 dem Marktflecken Künzelsau bereits vorhandene Marktrechte bestätigte. Vier Jahrmärkte wurden in damaliger Zeit in der Kocherstadt abgehalten, einer davon war der Johannes- Markt, der bis heute geblieben ist. Dieser älteste Krämermarkt am Namenstag von Johannes dem Täufer (25. Juni) kann in diesem Jahr wegen der Corona-Pandemie allerdings nicht stattfinden. Im Jahresreigen der letzte ist der Simon-Judä-Markt. Am 28. Oktober 1741 wurde er erstmals abgehalten und ist damit auch der jüngste Krämermarkt der Stadt. Zu früheren Zeiten galten diese Jahrmärkte oftmals als einzige Gelegenheit, sich mit Dingen des täglichen Bedarfs zu versorgen oder auch eine Vielzahl an Dienstleistungen – vom Kesselflicker bis zum Scherenschleifer – in Anspruch zu nehmen.
     

Auch heute locken der Matthias-Markt, der Johannes-Markt sowie der Simon-Judä-Markt in jedem Jahr eine Vielzahl an Besuchern in die Innenstadt. Neben Gewürzen, Alpakawolle oder gusseisernen Pfannen gibt es beim Marktrundgang zudem kulinarische Angebote wie beispielsweise gebrannte Mandeln, Liköre, Crepes oder Grillwürste.
      

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Frisches Obst, Gemüse und mehr bietet der Künzelsauer Wochenmarkt. 

Anekdoten

Nicht nur viele Geschichten aus früherer Zeit hat Friedrich Haag (1878-1976) gesammelt. In einem Buch, herausgegeben von der Stadt Künzelsau im Jahr 1970, erzählt der Sattler und ehemalige Bürgermeister auch von den „Gestalten im alten Künzelsau“. Viele „Originale“ habe es gegeben und: „Die meisten wurden mit Spitznamen bedacht, den sie in der Regel nicht gerne hörten.“ „Schimbele“ oder „Bäle“, „Heringsfrieder“ oder „Langer Samstich“, „Schorli“ oder „Hexeheiner“: Viele dieser „Sonderlinge“ seien „geborene Witzbolde“ gewesen, andere „fielen durch die Eigenart ihres Wesens auf“, so die Niederschrift des Künzelsauer Ehrenbürgers Haag. Dazu wusste er so manche heitere Episode zu erzählen. Etwa die vom Kolonialwarenhändler im Würzburger Bau, welcher in allem sehr genau gewesen sei. Beim Abwiegen seines Kaffees habe er stets eine Bohne zerbissen, um das genaue Gewicht zu ermitteln. Da lag der Spitzname „Bounebeißer“ nahe. Recht lustig ging es wohl in der Besenwirtschaft des „Gouloppenschmid“ zu. Zu seinen Spitznamen kam dieser Handwerker, weil ihm seine Frau an jedem Samstag beim Sichelesbeck einen Gugelhupf (Gouloppe) backen musste. Zum Herbst betrieb er eine Besenwirtschaft und schenkte seinen „Kochermouscht“ aus. Ein recht „strowelicher Mouscht“ sei das gewesen. Dennoch habe dieser dem „Küwelheiner“, einem Nachbarn des Besenwirts, recht gut geschmeckt und in weinseliger Stimmung habe derselbe „sein Leiblied“ angestimmt: „Wenn´s nur alltag Sonntag wär“. Von Ute Böttinger  


            

HNV-Fahrplantipps


Von Künzelsau aus führen zahlreiche Regionalbuslinien in die umliegenden Gemeinden. In Künzelsau verkehrt auch ein Citybus sowie eine Bergbahn, die Taläcker mit der Kernstadt verbindet. Eine Schnellbuslinie führt nach Öhringen. Mit der Stadtbahn gelangt man von dort aus nach Heilbronn. Mit den Regionalbuslinien erreicht man beispielsweise Ingelfingen, Mulfingen oder Waldenburg. Auch Gemeinden in benachbarten Landkreisen wie Bad Mergentheim, Crailsheim und Schwäbisch Hall können mit dem ÖPNV erreicht werden. Dort gibt es verschiedene Umstiegsmöglichkeiten auf Regionalzüge. red

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Das Künzelsauer Wappen tritt schon ab dem Jahr 1525 auf den Siegeln der Stadt auf. Die Blasonierung lautet: „In Blau auf silberner Schüssel das bärtige goldene Haupt Johannes des Täufers“. Die Farben des Wappens wurden vermutlich erst im 18. oder 19. Jahrhundert festgelegt. Die Farbwahl widerspricht eigentlich den Grundsätzen der Heraldik (Wappenkunde), die „keine Farbe auf Farbe“ oder „Metall auf Metall“ zulässt. Gold und Silber gelten als Metalle, ein goldener Kopf auf einer silbernen Schüssel ist demnach regelwidrig. Das Wappen wurde dennoch nie von offizieller Seite beanstandet. Die Stadtflagge ist in den Farben Blau und Weiß gehalten.

Künzelsau hält sich mit seinem Wappen an die ungeschriebene Regel der Städte im Kochertal: Wie in Ingelfingen, Niedernhall, Forchtenberg und Sindringen zeigt es den Kirchenpatron. Die Darstellung des abgeschlagenen Hauptes des Täufers Johannes ist recht martialisch, aber durchaus der Überlieferung entsprechend. Dem Heiligen, der im Christentum als Begründer der Taufe gilt, ist die mehr als 900 Jahre alte Hauptkirche der Stadt Künzelsau gewidmet. red