Heilbronn: Zwei Spitznamen und eine Symbolfigur

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Das Käthchenhaus (links) hat den Bombenangriff vom 4. Dezember 1944 überstanden. Darin soll die Prinzessin von Schwaben mit ihrem Ziehvater, einem Waffenschmied, gewohnt haben. Foto: Archiv/Seidel

Reich und richtig schön: So präsentierte sich Heilbronn vom Mittelalter bis zu seiner Zerstörung im Zweiten Weltkrieg. Seit dem 14. Jahrhundert war der Ort eine freie Reichsstadt, die besonders von ihrer guten Anbindung an allerlei Fernwege profitierte. Händler bevölkerten die Stadt, Handwerk, Gewerbe, Landwirtschaft und Weinbau blühten, und selbst nach der Industrialisierung im 19. Jahrhundert behauptete Heilbronn seine Stellung als zweitgrößte Industriestadt Württembergs hinter Stuttgart. Kein Wunder, dass Auswärtige mit Neid auf die Metropole blickten – und diesem auch mit Spitznamen Ausdruck verliehen, die sie den Heilbronnern anhefteten.Brockefresser Grüne Wengert, saftige Felder, viele Geschäfte und reiche Händler: Das war es, was die Besucher in früheren Jahrhunderten sahen, wenn sie sich nach Heilbronn aufmachten. Alles gab es dort, was die Landbevölkerung sonst nur vom Hörensagen kannte – und was sie sich einfach nicht leisten konnte. Deshalb bezeichneten sie die Heilbronner abschätzig als Brockefresser. Als Leute, die in Saus und Braus lebten und sich stets die größten Stücke vom Kuchen gönnten.        

Heinrich von Kleist verhilft Stadt zu europaweiter Bekanntheit

Zuckerschlotzer Fleiß sprachen die Nachbarn umliegender Ortschaften den Heilbronnern zu keiner Zeit ab. Und zu den fleißigsten unter den Bürgern gehörten in früheren Zeiten offenbar die Feuerwehrleute der Stadt. Die wurden eines Tages zum Brand einer Zuckerfabrik gerufen. Bei dessen Bekämpfung sind die Floriansjünger der Überlieferung zufolge so eifrig gewesen, dass sie selbst noch geschmolzene Zuckerstücke aus dem Feuer gerettet hätten. Darauf angesprochen, ob das wohl nicht übertriebener Fleiß sei, habe dann einer der Feuerwehrmänner gemeint. „Ha noi, die ko ma noch schlotze.“

Käthchen Dem Mädchen namens Käthchen begegnet man in Heilbronn überall: Als lebensgroße Figur, als Rosensorte, als Torte und Gebäck. Das Käthchen findet sich auf Schirmen und Tassen, ziert das Logo der Stadt, und wird – ganz lebendig – alljährlich gewählt, um Heilbronn zu repräsentieren. Dem Dichter Heinrich von Kleist sei Dank. Denn seit dessen Ritterschauspiel 1810 in Wien Premiere feierte, ist das „Käthchen von Heilbronn“ in aller Munde – weit über die Grenzen der Stadt hinaus. Was es allerdings mit dem Mädchen auf sich hat, wissen heute meist nur noch Literaturfreunde und jene, bei denen das Schauspiel zum Schulstoff gehört.
 

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Unglücklicke Liebe Also – wie war das noch einmal mit dem Heilbronner Käthchen? Die Tochter eines Waffenschmieds träumte eines Nachts von einem wunderbaren Ritter, der um ihre Hand anhielt. Kurz vor der Vermählung erwachte sie allerdings. Aus der Traum.

In der selben Nacht wälzte sich der schwer erkrankte Graf Wetter von Strahl in seinen Fieberträumen im Bett, als ihm ein Engel erschien und ihn in die Kammer eines schönen Mädchens führte. Dies sei die Tochter des Kaisers – seine Braut – beschied der Engel. Der Graf genas und vergaß das Gesicht der Schönen. Eines Tages kam er nach Heilbronn und ließ sich beim Waffenschmied seinen Harnisch ausbessern. Käthchen kam hinzu und erschrak – sah sie doch den Ritter aus ihrem Traum. Der kümmerte sich aber nicht weiter um die Maid und reiste wieder ab, was das Käthchen so verzweifeln ließ, dass es sich aus dem Fenster stürzte.

Wieder genesen, verließ das Mädchen sein Elternhaus und ging an den Hof des Grafen. Dort verrichtete es die niedrigsten Dienste, nur um in der Nähe seines Liebsten zu sein. Dabei wurde das Käthchen dem Grafen so lästig, dass der das Mädchen wieder nach Hause schicken wollte. Doch weder Drohungen noch gute Worte fruchteten.

Schlafend zum Happy End Eines Abends fand der Graf das Käthchen schlafend unter einem Holderstrauch. Als sein Blick auf sie fiel, begann sie im Schlaf zu sprechen und erzählte ihre Geschichte. Da erinnerte er sich wieder an das Antlitz seiner im Traum versprochenen Braut, und beschloss, das Mädchen über alle Standesgrenzen hinweg zu heiraten. Als die beiden vor Käthchens Vater traten, gestand dieser, dass das Mädchen seine Ziehtochter sei, in Wirklichkeit aber die Tochter des Kaisers und somit Prinzessin von Schwaben... Von unserer Redakteurin Ulrike Kübelwirth

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In der Heilbronner Innenstadt und in Heilbronn-Ost gibt es ein breites Angebot im ÖPNV. Durch die drei Stadtbahnlinien herrscht im Innenstadtbereich ein enger Takt. Am Hauptbahnhof bestehen Umsteigemöglichkeiten auf Regionalzüge. Diese fahren nach Stuttgart, Schwäbisch Hall, Heidelberg, Mannheim oder Würzburg. Die Stadtbahnen führen zum einen nach Norden in Richtung Neckarsulm und Bad Friedrichshall, zum anderen in Richtung Weinsberg und Öhringen. Zudem gibt es zahlreiche Stadtbus- und Regionalbuslinien, die nach Abstatt, Beilstein, Brackenheim oder Güglingen führen. red

Reichsadler mit Brustschild in Rot-Silber-Blau

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Das Heilbronner Stadtwappen zeigt einen schwarzen Reichsadler mit roter Zunge und einem Rot-Silber-Blau geteilten Brustschild. Die Herkunft dieser Farben ist bis heute nicht abschließend geklärt. Erstmals nachgewiesen wird die aktuelle Reihenfolge – Rot-Weiß-Blau wie auf der Stadtflagge – im Jahr 1560. In manchen Siegeln des 17. und 18. Jahrhunderts enthielt der Brustschild keine Farben, sondern nur die auf den Stadtnamen hinweisenden Großbuchstaben HB.

Der Reichsadler als Symbol der Reichsunabhängigkeit ist seit 1265 auf den Siegeln der Stadt belegt. Er erschien immer auf goldenem Schildgrund. Erstmals nachweisbar ist das Tier in einem Wappenfenster der Heilbronner Kilianskirche aus dem Jahr 1487.

Das heutige Design der Wappengrafik stammt aus der Feder des Heraldikers Alfred Dochtermann und ist auf das Jahr 1948 datiert; die endgültige Gestaltung von dem Heilbronner Grafiker Adolf Willi Sauter, der 1949 das Wappen nach Dochtermanns Entwurf gestaltete. Am 14. Juli 1949 beschloss der Heilbronner Gemeinderat die Annahme dieses Designs.