Hoch hinaus

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Mehr als 100 Attraktionen stehen auf dem Gelände des Freizeitparks Tripsdrill in Cleebronn. Bald kommen zwei neue Achterbahnen hinzu. FOTOS: Experimenta, Tripsdrill

Mama, da steht ein Raumschiff“, sagt Jonas. „Das hebt bestimmt gleich ab.“ Aber die Mutter des Siebenjährigen hört ihn gar nicht richtig. Viel zu gebannt schaut sie auf das futuristische Bauwerk, das Architekten als beispielhaftes Lehrstück zum Thema Statik gilt. Nein, das Raumschiff hebt immer noch nicht ab. Hoch hinaus will die Experimenta aber dennoch. Deutschlandweit ist das Heilbronner Science Center einmalig, weltweit reiht es sich ganz vorne mit ein. Jonas will sich das Gebäude, das wie ein magischer Würfel aus Glas wirkt, weiter anschauen. Ja, das Gebäude ist der Star – aber nicht allein sein faszinierendes Äußeres, sondern vor allem sein Innenleben.   

Spielerisch lernen und Spaß haben. Die neue Experimenta und Tripsdrill sind zwei touristische Leuchttürme, die weit über die Region hinausstrahlen.

Immer mehr Wissen, Informationen und Erkenntnisse aus den Bereichen Naturwissenschaft und Technik, Digitalisierung in allen Lebensbereichen, Wertediskussionen: Unsere Gesellschaft verändert sich schneller denn je. „Wir brauchen Orte, wo der Mensch etwas über sich selbst erfährt, und wo er angeregt wird, einen Kompass für das Leben zu finden“, sagt Experimenta-Geschäftsführer Dr. Wolfgang Hansch. Solche Orte seien wichtiger denn je und eine gute Basis, um Veränderungen positiv, mit Neugierde und humanistischen Wertvorstellungen anzunehmen. Die Experimenta möchte ein solcher Ort sein.

Wie fühlt es sich im Auge des Sturms an? Wie sieht der eigene Körper aus, wenn er sich zu Eis oder Gummi verwandelt? Wie ist es, mit einem Gleitschirm über die Berge zu fliegen? Und landet ein Brot wirklich immer auf der Butterseite? Fragen, über die Jonas in seinem jungen Leben noch nicht nachgedacht hat. Fragen, auf die der Lauffener nun aber eine Antwort erhält. Zum Beispiel an den 275 Mitmachstationen auf vier Stockwerken. „Ich könnte hier ewig bleiben“, sagt der Schüler. Warum? „Weil es Spaß macht. Und ich lerne sogar etwas dabei.“
  

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Die Experimenta ist nicht nur für Architekturfans interessant, sondern auch für Hobbyforscher aller Altersklassen.

Mit 800 000 Volt Hochspannung zucken meterlange Blitze von zwei riesigen Spulen über der Science-Dome-Bühne Richtung Podest. In der Hochspannungsshow „Blitzgescheit“ weiß man hinterher, was bei einem Blitzschlag passiert. Die spannungsreiche Show im Herzstück der Experimenta ist ein Sinnbild dafür, mit welcher Energie am Heilbronner Neckarufer eine ganz besondere Attraktion für Jung und Alt entstanden ist. Finanziert durch die Stiftung von Lidl-Gründer Dieter Schwarz mit der Vision der Wissensstadt Heilbronn. Ein Leuchtturm, der weit über die Grenzen der Region, Baden-Württembergs und sogar Deutschlands hinausstrahlt.

Wer so einen weiteren touristischen Leuchtturm sehen will, muss nur gut 24 Kilometer von Heilbronn hinaus fahren. Unterhalb des Michaelsbergs in Cleebronn bleibt der Besucher unweigerlich am Eingang zum Erlebnispark Tripsdrill stehen. Noch sind es einfach zwei Schienen, die in den Himmel ragen, die hoch hinaus wollen. Pünktlich zur neuen Saison im Frühjahr sollen die beiden Achterbahnen fertig sein. Die neue Attraktion ist in doppelter Hinsicht eine Weltneuheit: Die Streckenverläufe der beiden Achterbahnen kreuzen sich mehrfach. Und die größere ist der Prototyp des sogenannten „Suspended Thrill Coaster“. Für alle, die Nervenkitzel lieben, soll diese Hängeachterbahn gemacht sein. Auf der 800 Meter langen Strecke wird es vier Überschläge geben, bei Geschwindigkeiten von bis zu 80 km/h und einer Höhe von 30 Metern.

Es ist das größte Bauwerk und die größte Einzelinvestition in der mehr als 90-jährigen Geschichte von Tripsdrill. Und sie ist konsequent. Besucher von Freizeitparks fragen inzwischen schon lange nicht mehr, ob es zur nächsten Saison Neuheiten gibt, sondern welche. Die Besucher von heute sind verwöhnt, sie erwarten Jahr für Jahr etwas Neues, am besten Spektakuläres. Wer sich nicht weiterentwickelt, verliert an Attraktivität und Resonanz und damit Besucher. So ist das Geschäft, in dem sich die Familie Fischer einen Namen gemacht hat und bei aller Modernität die Tradition nicht vernachlässigt oder gar vergisst.

„So ein Park wird nie fertig.“ Da sind sich Helmut und Roland Fischer einig, die das Unternehmen seit 1996 in dritter Generation führen. Dass hier, wo heute mehr als 100 Attraktionen stehen, einst so gut wie nichts war, kann man sich kaum vorstellen. Was wohl Eugen Fischer sagen würde, wenn er im Hier und Jetzt durch den Park laufen würde? Als er 1929 die erste Altweibermühle eröffnete, wollte er damit unter anderem dem Mythos des Ortes Tripsdrill gerecht werden. Zugleich legte er den Grundstein für Deutschlands ersten Erlebnispark. In zweiter Generation baute Kurt Fischer Tripsdrill immer weiter aus. Er gilt bis heute als Pionier der Freizeitparkbranche. Die Nachkommen machen auf seinen Spuren konsequent weiter. Hoch hinaus eben.

Alexander Schnell
   

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Cleebronn
49.035294
9.052602

Die Experimenta Heilbronn hat von Montag bis Freitag: von 9 bis 17 Uhr geöffnet, an Wochenenden und Feiertagen in der Zeit von 10 bis 18 Uhr. Informationen auf www.experimenta.science. Das Wildparadies in Tripsdrill hat ganzjährig geöffnet. Die neue Saison im Erlebnispark startet am 4. April, dann ist jeden Tag ab 9 Uhr geöffnet. Infos im Internet: www.tripsdrill.de.