Hebammenschild an der Talheimer Burgmauer: Frieda Schneider

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Das Hebammenschild erinnert an Frieda Schneider. Weil die Hebamme auf der Talheimer Burg wohnte, ließ sie eine Metallöse (rechts) anbringen, an der ein Glockenzug befestigt war. So ersparte sie werdenden Vätern den steilen Aufstieg. Foto: Archiv/Grimm

Bei keinem Ort im Unterland lassen sich so viele Spitznamen finden wie für Talheim: Schnoke, Marderpantscher, Kröpf, Haseropfer und Entaklemmer seien die Bewohner, heißt es. Ein Füllhorn für nette Anekdötchen – sollte man meinen. Doch weit gefehlt, denn bei keinem anderen Ort in der Region bleibt so viel im Dunkeln wie in Talheim. Weder in der Ortschronik, noch bei eingehenden Recherchen, in die neben der Gemeindeverwaltung auch ortskundige, ältere Talheimer eingebunden waren, finden sich Erklärungen für diese den Talheimern zugedachten Uznamen. Erinnerungen und heimatgeschichtliches Wissen – sie scheinen gänzlich ausgelöscht. So bleibt als Alternative nur, auf eine andere Überlieferung aus jüngerer Zeit auszuweichen, die untrennbar mit Talheim und seinen Bewohnern verbunden ist: die Geschichte der Frieda Schneider.Das Hebammenschild Wer heute an der Talheimer Burgmauer vorbeigeht, der entdeckt einen schlichten, behauenen Stein. Darauf steht nur ein einziges Wort: „Hebamme“. Mit vor einiger Zeit restauriertem Schild erinnert die Gemeinde an eine ihrer wichtigsten Frauen: Frieda Schneider. Eine Frau, der viele Talheimer ihr Leben zu verdanken haben – schließlich arbeitete sie mehr als drei Jahrzehnte lang als Hebamme. Und was für eine.Geboren im Jahr 1897, erlernte Frieda Schneider den nicht gerade leichten Beruf der Hebamme. Bis 1952 erblickten viele Talheimer mit ihrer Hilfe das Licht der Welt. Gewohnt hatte sie zusammen mit ihrem Ehemann in einer Wohnung, die sich im linken Teil der Burg befand. Wer zu ihr gelangen wollte, musste deshalb den beschwerlichen, steilen und schlecht begehbaren Burgweg erklimmen – was sich besonders für werdende Väter als anstrengend und zeitraubend erwies. Ein Umstand, der Frieda Schneider, die ihre Wohnung in der Burg liebte, überhaupt nicht gefiel. Deshalb suchte sie nach einem Ausweg – und fand ihn auf ihre eigene, pfiffige Art.Seilzug mit Glocke Neben dem Hebammenschild ließ die geschäftstüchtige Frau eine Metallöse anbringen, durch die sie ein Seil ziehen ließ, das bis in ihre Wohnung reichte. Dort brachte sie eine Glocke an. Waren nun ihre Dienste gefragt, blieb den werdenden Vätern der mühsame Aufstieg zur Burg erspart. Sie konnten einfach den Seilzug an der Burgmauer betätigen – schon erklang die Glocke in der Schneider’schen Wohnung, und Frieda konnte sich unverzüglich auf den Weg machen. Wo sie im Ort gebraucht wurde, das wusste die Hebamme ohnehin immer ganz genau. Eine pfiffige Idee also, die wie Ortschronist Erich Bindereif herausfand, Frieda Schneider durchaus auch ganz egoistisch für ihre eigenen Zwecke genutzt hat: Hing der Haussegen bei den Schneiders mal schief, läutete die Hebamme die Glocke einfach selbst, schnappte sich ihre Tasche, erklärte ihrem Gatten, dass sie bei einer Geburt im Ort gebraucht werde und verschwand. Auf diese Art und Weise soll sie des Öfteren ein paar gemütliche freie Stunden bei Freunden oder Verwandten im Ort verbracht haben. Frieda Schneider starb 1993 mit 95 Jahren. Ihren Lebensabend verbrachte sie in einem Heilbronner Altenheim. Von unserer Redakteurin Ulrike Kübelwirth   

Fünf Spitznamen, keine Erklärung – Heimatgeschichte der anderen Art: Erinnerung an Frieda Schneider

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In Talheim verkehrt die Regionalbuslinie 651. Von dort aus gibt es werktags eine stündliche Verbindung nach Heilbronn in die Innenstadt und dort am Hauptbahnhof die Möglichkeit, verschiedene Regionalzüge in Richtung Öhringen, Schwäbisch Hall, Stuttgart, Heidelberg oder Würzburg zu nutzen. Mit dem Regionalbus werden auch die umliegenden Gemeinden wie Flein, Kirchheim, Lauffen oder Neckarwestheim erreicht. red

Unterarm und Rebmesser zieren Ortswappen

Hebammenschild an der Talheimer Burgmauer: Frieda Schneider-2

Das Wappen zeigt einen aus dem Rand hervorbrechenden, rot bekleideten Unterarm, der ein silbernes Rebmesser (eine Hape) in der Hand hält. Ein altes Motiv, das auf Siegeln des Ortes schon seit 1550 nachweisbar ist. Im 17. und 18. Jahrhundert ist der Wappenschild zusätzlich noch mit Sternen und Blumen versehen.

Um 1903 erscheint in den Talheimer Siegeln ein anderes Wappen, das zwei gekreuzte württembergische Hirschstangen unter einer fünfbogigen Brücke zeigt, welche die Schozach symbolisieren sollte.

1930 nimmt Talheim das alte Wappen unter Nachbildung eines Siegels von 1746 wieder auf. Nach dem Zweiten Weltkrieg wurde es vereinfacht. Dabei wurde aus dem Rebmesser fälschlicherweise eine Sichel, was 1961 auf Vorschlag der baden-württembergischen Archivdirektion korrigiert worden ist. Auch die Wappenfarben gehen auf einen Vorschlag der Archivdirektion aus dem Jahr 1927 zurück. Das Wappen wurde vom Landesinnenministerium am 15. März 1963 bestätigt. Gleichzeitig wurde Talheim auch die Flagge verliehen. Ihre Farben sind schwarz und weiß.