Krautheims aufständische Bauern & Götz von Berlichingen

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Dem Ritter mit der eisernen Hand sind in Krautheim eine Statue und ein Gedenkstein gewidmet. Den Stein ziert die Inschrift „Er kann mich hinden lekhen“, woraus Goethe das bekannte „ (...), er kann mich im Arsche lecken“ machte. Fotos: Ute Böttinger

Ob Götz von Berlichingen tatsächlich auch das Gesäß gemeint hat, als ihm 1516 der Kraftausdruck „Er kann mich hinden lekhen“ über die Lippen kam, ist historisch nicht verbrieft. Johann Wolfgang von Goethe mag dies 250 Jahre später jedoch so interpretiert haben. Schließlich setzte er mit dem 1773 erschienenen und 1774 uraufgeführten Schauspiel „Götz von Berlichingen mit der eisernen Hand“ dem deftigen Spruch ein literarisches Denkmal und nannte mit dichterischer Freiheit im berühmten Götz-Zitat das Kind beim Namen: „Er aber, sag´s ihm, er kann mich im Arsche lecken!“Aufständische Bauern - Er war ja in einige Fehden verwickelt, der Ritter mit der eisernen Hand. In Krautheim zog er anno 1516 mit einer Handvoll aufständischer Bauern unter das gleichnamige Schloss, um dort dem Kurmainzer Amtmann Max Stumpf ordentlich die Meinung zu sagen. Schließlich bezichtigte er ihn des Verrats. Um ihn aus der Festung zu locken, zündete der damals 36-jährige Götz eine Schafscheune an, die am Fuße der Burg stand. Wohl erzürnte das provozierende Vorgehen den Amtmann, der das Geschehen vom Fenster aus beobachtete. „Da schrie der Amtmann oben heraus, da schrie ich wieder zu ihm hinauf, er sollte mich hinten lecken“, schrieb der Ritter später in seinen Lebenserinnerungen.   

Was ein Hinterteil mit Krautheim, einem bekannten Zitat und der Dämonenabwehr zu tun hat

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Burg Krautheim erlangte durch die Figur des Götz literarische Bekanntheit.

Literarisch - Nachdem Wolfgang von Goethe diesen Wortwechsel über zwei Jahrhunderte später literarisch in Szene – und dem deftigen Spruch des Ritters damit ein Denkmal setzte, wurde das „Götz-Zitat“ auch anderweitig kunstvoll verwendet. So befand sich am Bürgerhaus in Heilbronn, in welchem Götz von Berlichingen von 1516 bis 1522 gewohnt hat und welches 1944 im Feuersturm zerstört wurde, die folgende Inschrift: „Unser großer Landsmann Götz sprach: jetzt geht die Sache letz, aber – eh ich soll verrecken, könnt ihr mich am Arsche lecken. Goethe hört dies große Wort, gibt ihm einen Dichterhort, und er schafft mit dieser Tat, Deutschlands häufigstes Zitat“. Verfasser dieser Texte soll der junge Theodor Heuss gewesen sein. Musikalisch widmete Wolfgang Amadeus Mozart dem Ausspruch ein Werk: Sein Kanon „Leck mich am Arsch“ entstand 1782. Allerdings blieb dieses Werk zu Lebzeiten des Komponisten ungedruckt und wurde erst später veröffentlicht.

Schwäbischer Gruß - Heute zählt der in Krautheim gefallene deftige Spruch zur Begrifflichkeit des „Schwäbischen Grußes“. Das derbe umgangssprachliche „Legg me am Arsch“ wird ursprünglich wohl aber einem alten Abwehrzauber zugesprochen: Um Dämonen, Hexen oder persönliche Feinde abzuwehren, wurde zu früheren Zeiten das Gesäß entblößt. Zeugnisse darüber finden sich noch vielerorts in Darstellungen an historischen Gebäuden wie beispielsweise Stadtmauern oder Burgtoren.

In Krautheim ist dem berühmten und vielzitierten Gruß des aus Jagsthausen stammenden Ritters mit der eisernen Hand seit den 1960er Jahren der Gedenkstein gewidmet, welcher an der L1025, am östlichen Ende von Krautheim-Tal steht. Von Ute Böttinger
  

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Mehrere Regionalbuslinien verbinden Krautheim mit den umliegenden Gemeinden im Landkreis Hohenlohe, beispielsweise Dörzbach, Mulfingen, Ingelfingen und Schöntal. Außerdem fahren Busse nach Künzelsau und Öhringen, wo auf die Stadtbahn oder die Regionalzüge in Richtung Heilbronn oder Schwäbisch Hall umgestiegen werden kann. Auch in die angrenzenden Landkreise gibt es Verbindungen. Mit dem Regionalbus geht es nach Möckmühl und von dort aus per Regionalzug in Richtung Würzburg oder Heilbronn und Stuttgart. Auch in den Neckar-Odenwald-Kreis, beispielsweise nach Osterburken, bestehen Fahrtmöglichkeiten. Die Regionalbusse erreichen von Krautheim aus auch den Landkreis Main-Tauber bis nach Bad Mergentheim. red

Mainzer Rad auf Schwarz und Silber

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Die fachlich korrekte Beschreibung des Krautheimer Wappens lautet: „in elfmal von Schwarz und Silber/Weiß geteiltem Schild oben rechts eine rote Vierung, darin ein sechsspeichiges silbernes Rad“. Die Stadtflagge von Krautheim ist in Schwarz und Weiß gehalten.

Das älteste bekannte Siegel Krautheims stammt aus dem Jahr 1473 und zeigt nur das Mainzer Rad, das in mehr als 270 Kommunalwappen des ehemaligen Hochstifts ebenso wie auf alten Grenzsteinen zu finden ist. Nachdem Krautheim 1806 badisch geworden war, zeigte das Stadtsiegel zunächst ein Kleeblatt, ab 1898 aber erneut das Mainzer Rad. 1950 führte die Stadt das Mainzer Rad in einem von Rot und Grün gespaltenen Schild. Der jetzige elfmal von Schwarz und Silber geteilte Schild geht auf das Wappen des früheren Ortsadels zurück – von ihm sind auch die Flaggenfarben abgeleitet. Das heutige Wappen, das das Mainzer Rad mit dem Wappen des Ortsadels verbindet, wurde der Stadt am 5. November 1955 vom baden-württembergischen Innenministerium verliehen, die Flagge am 14. Oktober 1971. red