Von wegen Kaffeesatzleserei

Forschungen belegen hohen Calciumbedarf

Kostenlos und äußerst effektiv: Kaffeesatz und eine Kaffee-Wassermischung sind ein prima Naturdünger, der gleichzeitig als Pflanzenschutz dient und zur Abwehr tierischer Schädlinge beiträgt. Foto: dp

„Was hätt a Kaffee für an Sinn ohne Koffein?“ Diese Frage stellte sich einst Liedermacher Wolfgang Ambros – und mit ihm Millionen Deutsche. Alles fleißige Kaffeetrinker. 7,2 Kilo davon verbraucht jeder Bundesbürger jährlich im Schnitt. Das ergibt eine Menge an Kaffeesatz, die meist im Hausmüll, im besten Fall auf dem Komposthaufen landet. Schade drum, denn der lässt sich prima im Garten verwenden – als natürlicher Dünger, Pflanzenschutz und zur Abwehr vor tierischen Plagegeistern. Und das ist keine Kaffeesatzleserei, sondern wissenschaftlich bewiesen.Leichtsauer Als rein pflanzliches Abfallprodukt enthält Kaffeesatz einen relativ hohen Anteil an Stickstoff, zudem reichlich Kalium und Phosphor. Außerdem hat er einen leicht sauren ph-Wert – was viele Pflanzen zu schätzen wissen. Kaffeesatz eignet sich deshalb besonders gut zum Düngen von Pflanzen, die einen leicht sauren und humosen Boden mögen. Dazu gehören Hortensien, Rhododendren, Azaleen, Rosen und Geranien, aber auch Kürbisse, Gurken und Tomaten.Weil es sich aber kaum lohnt, mit jeder einzelnen Filtertüte in den Garten zu rennen, sollte der Kaffeesatz erst einmal gesammelt werden. Das geht am besten in einem Eimer, der an einem trockenen und luftigen Ort steht. Um zu vermeiden, dass frischer Satz schimmelt, einfach ein feinmaschiges Sieb in den Eimer hängen, auf das der frische Kaffeesatz verteilt wird und so gut trocknen kann. Hat man eine ausreichende Menge gesammelt, einfach ein paar Handvoll des trockenen Pulvers im Wurzelbereich der Pflanze ausstreuen, die gedüngt werden soll. Dafür den Naturdünger entweder flach in den Boden einarbeiten oder mit Mulch bedecken.Wird der Kaffeesatz einfach nur oberflächlich verstreut, fällt die Düngung kaum ins Gewicht. Richtig eingearbeitet, wirkt er bodenversauernd und reichert die Erde mit Humus an. Außerdem lockt der Kaffeesatz Regenwürmer an, was den Boden auflockert und für eine gute Belüftung sorgt.Auch beim Umtopfen von Balkon- und Topfpflanzen lässt sich Kaffeesatz unter die neue Erde mischen. Das bringt zusätzliche Spurenelemente und Nährstoffe. Auf diese Art und Weise kann drei- bis viermal im Jahr gedüngt werden.Topfpflanzen Bei Zimmerpflanzen ist Vorsicht geboten. Denn wird das Pulver auf dem Topfballen verstreut, kann es sich nicht zersetzen und fängt früher oder später zu schimmeln an. Allerdings sind Topfpflanzen Kaffeeliebhaber. Als kostenloser Dünger eignet sich hier kalter Kaffee, der im Verhältnis 1:1 mit Wasser gemischt wird.Diese Mischung sollte aber sparsam verwendet werden, weil sonst die Topfballen zu stark versauern und die Pflanze nicht mehr richtig wachsen kann. Eine halbe Tasse pro Pflanze und Woche genügt. Koffein ist auch ein guter Pflanzenschutz. Zwar ist das Kaffeepulver rein organisch, aber in hoher Konzentration auch extrem giftig. Ein Umstand, den sich Hobbygärtner zunutze machen können. So wirkt ein im Verhältnis 1:1 verdünnter Kaffee gut gegen Trauermücken an Zimmerpflanzen, denn das Koffein lässt die im Topfballen lebenden Larven absterben. Diese Mischung in einen Zerstäuber gegeben, hilft auch gut gegen Blattläuse. Selbst bei Ameisen zeigt Kaffeesatz Wirkung: Sie können Koffein nicht ab und halten sich deshalb meist von so gedüngten Pflanzen fern. Sogar richtiggehende Ameisenstraßen lassen sich damit stilllegen – dafür den Kaffeesatz einfach im Verhältnis 1:1 mit Backpulver vermengen. Etwas differenzierter sieht die Wirkung im Bezug auf Schnecken aus. Manche Arten ergreifen die flucht vor Koffein, anderen ist das egal. Hier heißt es einfach: Es kommt auf einen Versuch an. So kann man Kaffeesatz beispielsweise als Sperrschicht rund um ein Salatbeet streuen. Je nachdem, welche Schneckenart sich über das Gemüse hermachen will, hilft diese Maßnahme – oder eben nicht.Wespenschutz Gut getrockneter Kaffeesatz ist übrigens auch ein probates Mittel, um im Sommer Wespen von Kaffeetafel oder Abendbrottisch fernzuhalten. Dafür das Pulver auf eine feuerfeste Unterlage aufbringen und anzünden. Der Qualm, der so gar nichts mehr mit feinem Kaffeearoma zu tun hat, sorgt dafür, dass die Wespen das Weite suchen.Und sogar bei Katzen lässt sich der Abfall des Heißgetränks erfolgreich einsetzen. Wer etwas dagegen unternehmen will, dass Fremdmiezen ihre Hinterlassenschaften im eigenen Garten verteilen, der braucht nur Kaffeepulver in die am meisten frequentierten Ecken ausstreuen. Katzen hassen diesen Geruch – und stellen ihre Besuche ein. Von unserer Redakteurin Ulrike Kübelwirth

Natürliches Abfallprodukt lässt sich im Garten gut als kostenloser Dünger verwenden

Zitruspflanzen: Von wegen Regenwasser

Forschungen belegen hohen Calciumbedarf

Sie sind relativ anspruchslos, aber trotzdem wahre Hingucker: Zitruspflanzen. Jahrelang wurde Liebhabern von Orange und Co. eingebläut, diese nur mit kalkarmem Regenwasser zu gießen. Eine Maxime, die nicht mehr gilt. Zumindest dann, wenn man Heinz-Dieter Molitor von der Forschungsanstalt Geisenheim Glauben schenkt. Der hat in einer Studie nachgewiesen, dass Zitrusgewächse weit mehr Calcium benötigen, als angenommen.

Neue Studie
Dafür hat Molitor 50 Pflanzen eines Überwinterungsservices unter die Lupe genommen und dabei herausgefunden, dass nur noch ein Drittel grüne Blätter hatte. Die Übrigen waren gelb verfärbt und zeigten die bei Zitruspflanzen bekannte Chlorose. Nach der Analyse stand fest: Hauptgrund der Verfärbungen war Calciummangel. Entgegen der langjährigen Annahme ist der Bedarf dieser Pflanzen an Kalk so hoch, dass er weder über handelsüblichen Flüssigdünger, noch über direkte Kalkung gedeckt werden kann. Genau deshalb sollte man unbedingt mit Leitungswasser gießen.

Optimaler Dünger
Der optimale Dünger setzt sich (bezogen auf einen Liter Wasser) – so zusammen: 10g Stickstoff, 1g Phosphat. 8g Kalium, 7g Calcium und 1g Magnesium. Der Calciumbedarf lässt sich auch mit Kalksalpeter aus dem Landhandel decken, der mit phosphat-armem Grünpflanzendünger kombiniert wird. Damit ein- bis zweimal pro Woche düngen.