Wie kaufen wir in Zukunft ein?

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Wie viele Unverpackt-Läden verträgt eine Stadt? „So viele wie Supermärkte“, ist Ria Schäfli von Original Unverpackt in Berlin überzeugt. Dabei nähern sich Bioläden aber auch große Supermarktketten wie Kaufland, Rewe oder Edeka immer mehr dem vor rund fünf Jahren von jungen Start-ups entwickelten Ladenkonzept an.Seit März verkauft Kaufland beispielsweise Salatgurken ohne Folie. „Umweltschutz lebt vom Mitmachen. Wir machen mit und verzichten auf die Plastikfolie bei allen Salatgurken“, sagt Lavinia Kochanski, Leiterin Nachhaltigkeit Kaufland. Durch den Verzicht auf die Folienverpackungen ließen sich jährlich rund 120 Tonnen Kunststoff einsparen. Fast in allen Supermärkten und Discountern finden Kunden heute beim Obst und Gemüse als Ersatz für die dünnen Plastiktüten Stoffnetze, die sie mehrmals verwenden können.NeugründungPionier im Bereich der verpackungsfreien Supermärkte war 1982 die kanadische Einzelhandelskette Bulk Barn. Heute gibt es landesweit mehr als 275 der Scheunen mit Unverpacktem, wie der Name ins Deutsche übersetzt heißt. In Frankreich explodiert das Thema förmlich. Dort gibt es 300 Unverpackt-Läden, und inzwischen haben viele Supermärkte, darunter auch Handelshäuser wie Carrefour oder E.Leclerc bis zu sechs Regalmeter mit Abfüllstationen eingerichtet. Dass jetzt Supermärkte auf den Zug aufspringen, zeige, dass die Unverpackt-Läden Einfluss hätten. „Vor fünf Jahren kannte niemand das Wort Unverpackt, jetzt ist es schon ein gängiger Begriff“, freut sich Ria Schäflfli.

Supermärkte springen auf den Trend des Verkaufs von loser Ware auf – Kunden müssen umdenken

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In Kürze eröffnet Original Unverpackt in Berlin einen zweiten Laden. Seit 2014 unterstützt die Geschäftsführerin und Vorreiterin Milena Glimbovski Neugründungen mit Online-Kursen rund um die Themen Finanzierung, Ladenplanung und Marketing.

Nach Angaben des Verbands für Unverpackt-Läden in Köln gibt es derzeit 120 Läden und 60 Läden in Planung, die als Fördermitglied dem Verband beigetreten sind. 29 Läden sind in Baden-Württemberg registriert. Aktuell überwiegen die Neueröffnungen. Doch in den vergangen zwei, drei Jahren gab es auch erste Schließungen. Häufigster Grund: die Trägheit der Kunden. Ein Besuch im Unverpackt-Laden will geplant sein. Die Kunden müssen erst lernen, ihre Behälter zum Einkauf mitzubringen.

Bequemlichkeit

Auch spielt für viele Verbraucher das Prinzip des One-Stop-Shoppings eine Rolle, also nur einmal parken zu müssen, um Lebensmittelgeschäft, Drogerie, Bäcker und Metzger erreichen zu können. Das Sortiment in einem Unverpackt-Laden genügt in den meisten Fällen nicht für einen kompletten Wocheneinkauf. Wenn man dann noch mit dem Auto für wenige Artikel zum Unverpackt-Laden fährt, ist die Ökobilanz wieder dahin. Umso wichtiger ist die Lage des Geschäfts – in Heilbronn liegt Liva direkt im Stadtzentrum, vor der Haustür hält die Stadtbahn. Zusätzlich gibt es fünf Kundenparkplätze. Milva-Katharina Klöppel