In der Sinsheimer Klima Arena können die Besucher einen Blick in die Zukunft werfen. Und die wird ziemlich düster, wenn sich nichts ändert. Wie man es besser machen kann, sieht man bei einem Besuch.
In Sinsheim gibt es das erste Mitmach-Museum fürs Klima
Temperaturen um die 40 Grad Celsius, Überschwemmungen, verheerende Brände, lange Trockenperioden: Dass mit dem Klima auf der Erde etwas nicht stimmt, dieses Licht sollte mittlerweile auch dem Letzten aufgegangen sein. In der Sinsheimer Klima Arena können die Besucher seit der Eröffnung im Oktober sehen, wo diese Wetterextreme wahrscheinlich hinführen werden, wenn sich nichts ändert – direkt in die Katastrophe. Mehrere interaktive Stationen entführen in die Zukunft, zeigen, was falsch läuft und geben Tipps, wie der Einzelne es besser machen kann. „Jeder Besucher soll für sich selbst entscheiden, was er mitnimmt und umsetzt", sagt Alfred Ehrhard, ehemaliger Vorstandsvorsitzender der Sinsheimer Klimastiftung für Bürger, die Träger der Klima Arena ist. Die Arena hält den Menschen einen Spiegel vor, ohne belehrend zu wirken. Und manchmal springt bei aller Ernsthaftigkeit sogar ein bisschen Humor rüber. An der ersten Station, einem großen Kubus, der einem Gletscher nachempfunden ist, wird man in das Jahr 2100 entführt. Ein Reisebüro der Zukunft bietet Fahrten mit einem Hyperbus in den Regenwald an. Oder eben das, was von ihm in 80 Jahren noch übrig ist. Unter einer Glaskuppel stehen die letzten Bäume, drumherum sind nur noch verbrannte Überreste zu sehen. Das Space Center der NASA in Florida ist überflutet. Dort muss der Hyperbus notwassern. Gemeinsam müssen die Besucher mit Hilfe eines Controllers das Gefährt wieder fit bekommen. Wie es dazu gekommen ist, kann man an einer großen Weltkugel sehen. Prognosen über die Erwärmung und einen Anstieg des Meeresspiegels werden dort abgebildet.
Auf 1400 Quadratmetern können die Themenbereiche Umwelt, Klimawandel, erneuerbare Energien und Schutz der Ressourcen entdeckt werden. Im 1,2 Hektar großen Außenbereich sollen die Bereiche Lebens- und Wirtschaftsraum Natur behandelt werden. Neben einer Elektro-Kartbahn für junge Besucher gibt es dort Moore, Wasserspiele, Parkbereiche und zahlreiche Bäume. Mindestens zwei Stunden sollte man alleine für den Innenbereich einplanen, sagt Alfred Ehrhard. In dieser Zeit können die Besucher dann nicht nur den Gletscher betreten, in dem die Fahrt an den Amazonas startet. An zahlreichen interaktiven Stationen erfährt man, wie Wetter entsteht, wie die Stadtplanung der Zukunft aussehen kann oder wie es möglich ist, sich auch ohne großen CO²-Ausstoß und klimaneutral von A nach B zu bewegen. Wie Lebensstil und Konsum mit dem Klima zusammenhängen, wird unter anderem an einem Kaufladen deutlich. Dort wird gezeigt, wie viel CO² entsteht, bis südamerikanisches Rindfleisch auf deutschen Tellern landet. Diese Station begeisterte auch Angela Merkel bei ihrem Besuch. Ein „greifbares Projekt mit aufrüttelnden Botschaften“ habe Dietmar Hopp gemeinsam mit der Klimastiftung für Bürger realisiert, sagte die Bundeskanzlerin. Angetrieben habe ihn vor allem die Angst vor der sich anbahnenden Katastrophe. „Ich habe auch an meine Enkel gedacht", sagte der 79-Jährige bei der Eröffnung.
Eine klassische Ausstellung sei die Klima Arena nicht, betont Alfred Ehrhard. „Jedes Teil leistet einen Beitrag zum Ganzen." Einen Beitrag leistet das Gebäude bereits selbst. Auf dem Dach des Baus sowie auf dem Parkdeck sind Photovoltaikanlagen installiert. Außerdem werden die verschiedenen Aggregatzustände des Wassers genutzt, um die Klima Arena je nach Jahreszeit zu wärmen oder zu kühlen. Elfi Hofmann
