Kommt nicht in die Tüte

Foto: Ilaria Montella

Ganz ohne geht es beim Einkauf kaum: Überall lauert Plastik. Im Rahmen des bundesweiten Projekts „Umwelt macht Schule“ hat Ilaria Montella einen Selbstversuch gestartet. Mit ein paar Tricks und dem richtigen Bewusstsein hat die Schülerin des Heilbronner Mönchsee-Gymnasiums auf unnötige Verpackungen verzichtet.Auf der Suche nach Kirschtomaten sehe ich im Supermarkt nur eins: Plastik! Auch im Tomatenregal sind alle Früchte von Plastik umhüllt. Die Gurke vom Bio-Bauer ist eingeschweißt, die Karotten in einer Plastikfolie und selbst die Kartoffeln sollen zum Abwiegen in eine Tüte. Es ist nicht einfach, bei frischen Produkten auf die Plastikverpackung zu verzichten. Ist es in unserer heutigen Konsumgesellschaft möglich, den Verpackungsmüll zu umgehen? Welche Alternativen gibt es, um ein umweltbewussteres und ressourcenschonenderes Leben zu führen? Ist es möglich, eine Woche komplett auf Verpackungsmüll zu verzichten? Ich wage den Versuch. Die Regeln sind klar, die Umsetzung ist kompliziert.SchokoriegelEnttäuscht stelle ich zunächst fest, dass der rote Lieblings-Schokoriegel im Regal bleiben muss, gefolgt von Nudeln und Reis, jeglichen Fertiggerichten sowie Käse und Schinken aus der Kühltheke. Denn sie alle sind verpackt. Eine Überraschung wartet allerdings in der Milchabteilung. Milch, Joghurt oder Quark gibt es in einer alternativen Glasverpackung zu kaufen. Es geht weiter zum Metzger. Auch hier wird das saftige Rindersteak mehrfach in eine Folie gewickelt. In manchen Supermärkten gibt es die Möglichkeit, das Fleisch in eine selbst mitgebrachte Mehrweg-Hartschale gelegt zu bekommen. Allerdings müssen die Verkäufer hierfür immer einen frischen Einweghandschuh anziehen, und die Schale darf nicht unter den Tresen gestellt werden, um Verunreinigungen mit dem restlichen Fleisch zu verhindern. Der Einweghandschuh landet im Müll. Hier muss jeder selbst entscheiden, ob dies eine akzeptable Lösung ist. Zum Schluss kommt noch Wasser aus Glasflaschen in den enttäuschend leeren Einkaufswagen. Nur Tomatensauce aus der Glasflasche, ein Erdbeermarmeladenglas, das frische Brot vom Bäcker in einer Papiertüte und Eier aus dem Pappkarton schaffen es beim plastikfreien Einkauf an die Kasse. Bis auf das Gemüse, auf das man den Sticker kleben kann, ohne eine Plastiktüte zu verwenden, und etwas in Gläsern eingelegtes Gemüse liegt nicht viel im Einkaufswagen.Ich gebe nicht auf und suche nach anderen Möglichkeiten, um nicht auf frisches Obst und Gemüse verzichten zu müssen. Hier bietet sich der regionale Markt an. Dort gibt es frisches Obst und Gemüse, aber auch Käse und Schinken mit deutlich weniger Verpackung als im Supermarkt. Teilweise wird sogar ganz auf die Umhüllung verzichtet. Zudem unterstützt man mit dem Kauf die regionalen Landwirte. Blöd ist allerdings, dass der Markt nur an bestimmten Tagen öffnet.ZweckBei einem Blick in den Jute-Beutel, der schon deutlich voller ist als beim Supermarkt- Einkauf, stellt sich allerdings die Frage nach dem Zweck der Plastikverpackungen. Sie schützen die Produkte vor Bakterien und Fremdkörpern, garantieren Haltbarkeit und informieren darüber hinaus mit ihren Etiketten über Inhaltsstoffe, damit verbundene Unverträglichkeiten und Allergien. Eine äußerst wichtige Aufgabe, aber es gibt eben auch eine sehr dunkle Schattenseite: 220 Kilogramm Verpackungsmüll wird pro Bundesbürger im Jahr produziert. Damit belegt Deutschland europaweit einen Spitzenplatz.Der ganze Müll landet teils in riesigen Verbrennungsanlagen, setzt dem Klima damit noch stärker zu. Zudem verunreinigt er die Weltmeere und verursacht das Aussterben zahlreicher Tierarten.FazitDas Fazit des Einkaufs ohne Plastik ist deutlich: Wenn man ein bisschen plant und gezielt nach Alternativen sucht, kann man auf jeden Fall auf die eine oder andere Plastiksünde verzichten. Doch auch wenn Mehrwegtüten oder Jute-Beutel für den Heimtransport, Glas- statt Plastikflaschen und ein Besuch auf dem regionalen Markt ein guter Anfang sind, eine ressourcenschonende Lebenseinstellung geht darüber hinaus. Auch in Drogeriemärkten, beim Onlineshopping, beim Klamottenkauf oder beim Essen zum Mitnehmen werden Kunden immer wieder auf die Probe gestellt. Aber auch hier gilt: Wer im Voraus plant, kann es schaffen. Der Jute-Beutel ist mein ständiger Begleiter, statt Shampoo verwende ich eine spezielle unverpackte Kernseife und Cremes sowie ein Deodorant mit Glasverpackung.Es ist eine Herausforderung, aber nicht unmöglich, und es lohnt sich auf jeden Fall. Denn wir alle profitieren von einer sauberen Erde. Mit ein paar Tricks und einem wachsamen Auge kommt mir nun so schnell keine unnötige Verpackung mehr in die Tüte.Ilaria Montella   

Ein Leben ohne Plastik im Selbstversuch