Grüne Weihnachten sind kunterbunt

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Fotos: Flaffy/stock.adobe.com; frechverlag/Foto: Alexandra Achenbach  

Knapp 30 Millionen Christbäume stehen jedes Jahr in deutschen Wohnzimmern. 94,1 Millionen Euro geben die Deutschen jedes Jahr für Adventskalender aus. Das geht anders, sagt Alexandra Achenbach, Autorin des Buches „Zero Waste Weihnachten“. Nicht nur für Familien sei es an der Zeit, umzudenken, zu reduzieren und wieder bewusster zu konsumieren.Zero Waste Weihnachten – wollen Sie uns den Spaß an der schönsten Zeit des Jahres nehmen?Alexandra Achenbach: Auf gar keinen Fall – Nachhaltigkeit macht auch an Weihnachten Spaß. Das bedeutet überhaupt nicht, dass man nur verzichten muss. Es kann trotzdem Geschenke und einen Baum geben – nur vielleicht alles etwas alternativer.Was verstehen Sie unter einem grünen Weihnachtsfest?Achenbach: Unter Grün verstehe ich, dass man nachhaltiger und ökologischer an die Sache herangeht. Etwas reduziert und sich bewusst Gedanken macht, was man tut – nicht nur im Alltag sondern auch zu großen Festen wie Weihnachten.Aber früher war doch eh schon mehr Lametta ...Achenbach: (lacht) Das stimmt in dem Fall, weil Lametta ganz schlecht ist. Bei uns gibt es dann einfach eine Alternative.Zum Beispiel bunte Papiergirlanden, für die Sie die Anleitung im Buch liefern?Achenbach: Genau. Im ersten Moment denkt man, man muss auf ganz viel verzichten. Eigentlich tauscht man aber nur gegen etwas Neues aus. Manches lässt man auch weg, aber nicht schweren Herzens, sondern weil es Sinn macht.Ihr Motto lautet „Weniger ist mehr“ – was heißt das konkret?  

Nachhaltig durch die Adventszeit und den Heiligen Abend

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„Zero Waste Weihnachten“ von Alexandra Achenbach, Topp-Verlag, 144 Seiten, 16,99 Euro
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Achenbach: Egal ob es um Geschenke, Dekorationen oder Essen geht, das ist die Basis von allem. Sich die Dinge bewusst machen und reduzieren – müssen es Berge von Geschenken sein? Es klingt abgedroschen, aber: Wir sollten wieder mehr dazu kommen, Liebe und Zeit zu schenken. Aufmerksamkeit schenken und nicht nur Materielles.

Wir sind ja auch Weltmeister im Dekorieren ...

Achenbach: Ja, da wäre es zum Beispiel sinnvoll, Dinge zu kaufen oder selber zu machen, die man das ganze Jahr über nutzen kann. Die man umbauen, variieren kann, so dass immer wieder etwas Neues entsteht, aber aus einem ursprünglichen Gegenstand.

Stichwort Adventskalender – da schlagen Sie unter anderem den Klassiker kleine, selbstgenähte Beutel mit 24 Überraschungen vor. Kann der wirklich mit den bunten Adventskalendern aus dem Spielwarenladen mithalten?

Achenbach: Ich denke, da kommt es darauf an, was man den Kindern von klein auf mitgibt. Je älter sie werden, je mehr hinterfragen sie aber auch und vergleichen sich mit anderen. Der Knackpunkt ist, immer zu erklären, warum man etwas tut. Bei uns gibt es zum Beispiel einen Familienkalender, den sich beide Kinder teilen. Eine erste Reduzierung. Und gerade beim Adventskalender ist es ja in den letzten Jahren auch ausgeartet. Früher gab es Schokolade und das war’s.

Aber sind die Kinder nicht enttäuscht, wenn sie keinen Kalender wie die Klassenkameraden bekommen?

Achenbach: Kinder sind viel aufgeschlossener als Erwachsene. Meinen Kindern brauche ich gar nicht mehr zu erklären, dass man auf die Natur aufpassen soll. Das haben sie durch viele bildliche Beschreibungen längst verstanden. Erwachsene sind viel festgefahrener in ihren Ritualen und schwieriger, ins Boot zu holen.
  

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Weniger ist mehr – Tannenzapfen und Sterne aus Stroh sind eine tolle Weihnachtsdekoration aus Naturmaterialien.

Besonders clever finde ich ja die Idee, Weihnachtsdekoration zu tauschen …

Achenbach: Da sind wahre Schätze! Wir haben mal mit Nachbarn und älteren Verwandten angefangen. Da liegen Dinge auf Speichern vollkommen ungenutzt. Und die freuen sich alle, wenn man danach fragt.

Zu Weihnachten gehören ganz klar Kerzen – doch die vermeintlich natürliche Licht- und Wärmequelle ist alles andere als ökologisch, oder?

Achenbach: Es ist vor allem die schiere Masse, die wir verbrauchen. Nicht nur an Weihnachten sondern insgesamt im Winter benutzen wir wahnsinnig viele Kerzen. Das ist das allergrößte Problem. Wenn wir minimalistischer wären und statt fünf nur eine Kerze aufstellen würden, wäre schon viel geholfen.

Aber umweltfreundlich sind sie auch nicht, oder?

Achenbach: Richtig, die Bestandteile sind problematisch. Die meisten Kerzen bestehen aus Erdöl. Und selbst bei Bienenwachs ist es so, dass Bienen unheimlich lange für das Wachs einer Kerze brauchen. Wir kommen da an unsere natürlichen Grenzen und daran müssen wir uns wieder gewöhnen.

Wie soll ich mich als Verbraucher dann am besten verhalten? Wie erkenne ich gute Kerzen?


Achenbach: Wir benutzen wirklich viel, viel weniger Kerzen als früher. Und wenn dann nur nachhaltige Kerzen aus Bio-Bienenwachs aus einer ökologischen Imkerei. Die sind teurer, das stimmt, aber dadurch benutzt man auch schon mal weniger. Es gibt aber auch Kerzen aus nachwachsenden Rohstoffen wie Raps oder Soja. Und auch da würde ich auf den ökologischen Anbau achten. Da muss man teilweise leider etwas länger suchen. Und ansonsten zurückkommen zum Wertschätzen von einer Kerze, die auf dem Tisch brennt.

Wer kennt sie nicht – die Geschenkpapier-Schlacht unterm Tannenbaum. Wie kann ich meine Geschenke müllfrei einpacken?

Achenbach: Ja, die fällt einem vor allem auf, wenn man Kinder hat. Das einfachste ist die japanische Wickeltechnik mit Tüchern und Stoffen, die man schon zu Hause hat – Furoshiki. Ist wirklich ganz easy und alles was man braucht, ist ein Halstuch. Wir haben jetzt im engeren Familienkreis einen regen Tüchertausch.

Schenkt man so in Japan?

Achenbach: Da wird tatsächlich ganz viel so verpackt – auch wenn man unterwegs ist. Auch Taschen fürs Picknick oder Flaschen, damit die nicht aneinanderschlagen. Milva-Katharina Klöppel
  

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In ihrem Buch „Zero Waste Weihnachten“ stellt Alexandra Achenbach in mehr als 40 Kreativprojekten Alternativen zu Klassikern rund um die Weihnachtsfeiertage vor. Die Autorin überrascht mit einfachen und gleichzeitig raffinierten Ideen. Reiner verlost zwei Exemplare des im Topp-Verlag erschienen Ratgebers. Einfach bis zum 4. November 2019 eine E-Mail mit dem Betreff „Zero Waste Weihnachten“ an reiner@stimme.de schicken – bitte Namen und Anschrift nicht vergessen. Der Rechtsweg ist ausgeschlossen. Viel Glück!

Zur Person


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Alexandra Achenbach ist 1977 in München geboren und südöstlich der bayerischen Landeshauptstadt aufgewachsen. Sie engagiert sich vielfach für den Umwelt- und Naturschutz, studierte Biologie und promovierte im Bereich Ökologie. Heute ist sie zweifache Mutter, arbeitet freiberuflich als Autorin und Speakerin, und bloggt auf www.livelifegreen.de über ihr Herzensthema, die Nachhaltigkeit.