Alles Elektro oder was?

Fotos: Zhao jiankang/stock.adobe.com

Vor ein pa ar Jahren noch klang es ein wenig wie Science Fiction: Autos fahren lautlos und lokal emissionsfrei durch die Straßen. Auf den großen Messen weltweit standen damals lediglich Designstudien und Konzeptfahrzeuge. Nun wird die Elektromobilität immer mehr zur Realität. Es gibt aber noch an der e alternative Antriebe, die mehr oder weniger in Deutschland verbreitet sind.

Alternative Antriebe im Überblick

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Batterien für Elektroautos (in der Mitte) erhöhen das Fahrzeuggewicht deutlich. Foto: VW 

Elektroautos

An die Stille muss man sich erst einmal gewöhnen. Nach dem Dreh am Schlüssel bleibt der Smart EQ stumm. Statt eines Benzin- oder Dieselmotors werden die Kleinwagen der Daimler-Tochter nur noch von einem Elektromotor angetrieben, die nötige Energie liefert eine Batterie. So wie der Smart kommen nun immer mehr Modelle auf den Markt, 2020 zum Beispiel der Opel Corsa-E oder der VW ID.3, der den Massenmarkt erobern soll. Lokal fahren die Elektroautos emissionsfrei. Je nach Batteriegröße bieten die derzeit verfügbaren Fahrzeuge in der Praxis eine Reichweite von 160 bis an die 400 Kilometer. Der Kauf eines Elektroautos wird von der Bundesregierung mit bis zu 6000 Euro gefördert.

Diskussionen gibt es immer wieder um die Gewinnung der für die Batterien benötigten Rohstoffe. Derzeit ist Lithium das am besten geeignete Metall für die Akkus. Die Lithium-Gewinnungsanlagen auf den Salzseen liegen in einer Umgebung, die sehr lebensfeindlich ist: Es gibt keine Pflanzen, die Luftfeuchtigkeit ist extrem gering und die Sonneneinstrahlung ist extrem. Das hochgepumpte Wasser ist so salzig, dass es weder als Trinkwasser noch für die Landwirtschaft nutzbar wäre. Das Umweltproblem mit der Lithium-Förderung entsteht um den Salzsee herum, wenn Grundwasser aus umliegenden Gegenden nachfließt und der Grundwasserspiegel in der Folge absinkt.
   

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Die Zahl der öffentlichen Ladesäulen ist zuletzt stark gestiegen. Fotos: VW

Plug-in-Hybride

Es muss aber nicht gleich ein reines Elektroauto sein. Ein sogenannter Plug-in-Hybrid bringt die alte und neue Welt zusammen. Hier wird ein herkömmlicher Benzin- oder Dieselmotor mit einem Akku gekoppelt, der sich wie bei einem E-Auto aufladen lässt. Mit diesen in der Regel etwas kleineren Batterien lassen sich Strecken von rund 40 bis 60 Kilometern rein elektrisch zurücklegen. Im Schnitt fährt jeder Deutsche täglich nicht mehr als 50 Kilometer. Ist der Akku dann leer, fährt das Auto mit dem Verbrennungsmotor weiter. Wer sich überlegt, sich einen Plug-in-Hybriden anzuschaffen, sollte sich sein Fahrprofil genau anschauen. Für Menschen, die täglich nur kurze Strecken zurücklegen und vielleicht mal am Wochenende weiter unterwegs sind, kommt diese Antriebsart in Frage. Vertreter, die täglich hunderte Kilometer zurücklegen, sollten sich eher nach etwas anderem umschauen. Plug-in-Hybride werden von der Bundesregierung beim Kauf mit bis zu 4500 Euro gefördert.

Brennstoffzelle

Eine Technik ist zuletzt aus den Schlagzeilen etwas verschwunden: die Brennstoffzelle. Sie erzeugt aus Wasserstoff Strom. Einziges Abgas ist Wasserdampf. Weit verbreitet ist die Technologie bisher noch nicht, das Tankstellennetz für Wasserstoff ist sehr dünn. Hohe Reichweiten und kurze Betankungszeiten machen Wasserstoff perspektivisch dennoch zu einem attraktiven Energieträger für die Elektromobilität. Die Entwickler, die die Technologie für den VW-Konzern aus dem Labor auf die Straße holen wollen, sitzen bei Audi in Neckarsulm. Serienreife Fahrzeuge, die sich käuflich erwerben oder leasen lassen, bieten derzeit aber nur Mercedes, Toyota und Hyundai an. Der Kauf eines Brennstoffzellenautos wird von der Bundesregierung mit bis zu 6000 Euro gefördert.
   

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Eine Brennstoffzelle erzeugt aus Wasserstoff Strom. Die Technik ist derzeit noch sehr teuer. Foto: Toyota

Erdgasautos

Eine weitere Alternative zu herkömmlichen Benzin- und Dieselmotoren ist Erdgas, oft CNG genannt = Compressed Natural Gas. Mittlerweile gibt es in Deutschland mehr als 850 Tankstellen, die Erdgas führen, europaweit sind es sogar mehr als 3600. Der Tankvorgang dauert genau so lange wie bei einem Benziner oder Diesel, doch die Kosten sind im Schnitt im Vergleich zum Benziner 49 Prozent niedriger, beim Diesel sind es etwa 34 Prozent. Zudem stößt ein Erdgasmodell so gut wie keine Stickoxide aus, der CO²-Ausstoß ist bis zu 25 Prozent geringer als bei einem Verbrennungsmotor. An der Tankstelle muss sich der Fahrer nicht umgewöhnen, Zapfsäule und -pistole sehen fast so wie bei Benzin und Diesel aus. Die Motoren von CNG-Autos können in der Regel auch mit Benzin betrieben werden und haben daher einen kleinen Benzintank an Bord, der die Furcht vorm Liegenbleiben nimmt und die Reichweite erhöht. Alexander Schnell