Medizin heute

Ursachen

Von unserer Redakteurin Renate Dilchert Sein Name steht für Muskeln, Aggressivität, Potenz, Leistungsfähigkeit: Testosteron gilt vielfach als Synonym für Männlichkeit. Doch es kann viel mehr als Sex und Muckis, sagt Dr. Thomas Schmidt. Das Hormon ist an zahlreichen weiteren Körpervorgängen beteiligt. Deshalb können die Folgen eines niedrigen Testosteronspiegels gravierend sein. „Das kommt häufiger vor bei Männern ab 40“, sagt der Brackenheimer Urologe und betont: „Auch Männer kommen in die Wechseljahre.“Testosteron wird zu 90 Prozent in den Hoden und zu zehn Prozent in den Nebennieren gebildet, erklärt Schmidt, der auch Geschäftsführer des Urologennetzwerks U4U ist. Die Produktion steigt nach der Pubertät etwa bis zum 35 bis 40. Lebensjahr an und geht anschließend wieder zurück. Dies geschieht sehr individuell: Während ein Viertel der Männer auch im hohen Alter noch Testosteronwerte hat, die sich mit denen jüngerer messen können, ist bei etwa jedem dritten im Alter von 55 Jahren aufwärts zu wenig Testosteron im Blut, bei manchen ist es kaum noch nachweisbar. Und auch die damit verbundene Symptomatik ist verschieden: Manche Männer haben überhaupt kein Problem damit – sie benötigen auch keine Therapie. Andere bauen in vielfacher Hinsicht ab.

Auch Männer haben Wechseljahre: Jeder Dritte ab 55 hat einen zu niedrigen Testosteronspiegel – Antriebslosigkeit und Müdigkeit können Symptome sein

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Alles fit? Fühlen sich Männer den täglichen Herausforderungen nicht mehr gewachsen und stattdessen müde, lustlos und ohne Antrieb, kann ein Testosteronmangel dahinter stecken. 
Foto: irantzuarb/stock.adobe.com

„Es gibt Fälle, wo man den Testosteronmangel jahrelang mit einer Depression verwechselt hat.“

Dr. Thomas Schmidt

Oft ist dann eine Verweiblichung des Körpers zu beobachten: Die Brüste wachsen – Ärzte sprechen von Gynäktomastie – die Körperbehaarung und die Muskelkraft gehen zurück. Müdigkeit, Antriebs- und Lustlosigkeit, Potenzverlust, Schlafstörungen und Hitzewallungen können die Lebensqualität beeinträchtigen. „Auch Burnout ist durchaus ein Grund, den Hormonspiegel bestimmen zu lassen“, sagt Schmidt. „Es gibt Fälle, wo man den Testosteronmangel jahrelang mit einer Depression verwechselt hat.“ Die Symptome können auch mit einer Schilddrüsenerkrankung oder echter Überarbeitung zusammenhängen – das muss der Arzt bei seinen Untersuchungen herausfinden. Der Testosteroncheck ist nicht Teil der gesetzlichen Vorsorgeuntersuchungen. Besteht ein Verdacht, füllen Patienten zunächst den sogenannten AMS-Fragebogen aus. Das Kürzel steht für Aging Males’ Symptoms – auf deutsch die Symptome alternder Männer. Gefragt wird unter anderem nach dem allgemeinen Wohlbefinden, nach Gelenk- und Muskelschmerzen, Schlafstörungen und Erschöpfung, aber auch nach zunehmender Reizbarkeit und Nervosität, nach Ängstlichkeit und Entmutigung sowie nach der Libido. Gibt das Ergebnis Hinweise auf einen Testosteronmangel, sollte ein Bluttest vorgenommen werden. Der Arzt stellt die Diagnose, indem er die Blutwerte auf den männlichen Hormonregelkreislauf hin überprüft. Zweimal wird mit ein paar Tagen Abstand das Blut abgenommen, jeweils in den Morgenstunden, wenn der Hormonspiegel natürlicherweise am höchsten ist.

Fehlt es an Testosteron und sind gleichzeitig klinische Symptome vorhanden, kann das Hormon dem Körper über Medikamente zugeführt werden. Wichtig sei, die passende Dosierung zu finden. Betroffene tragen dann morgens ein Testosteron haltiges Gel auf die Oberarme oder den Bauch auf. Alternativ gibt es eine Depotspritze, die drei Monate wirkt. Tabletten sind dagegen keine Option – wenn sie Darm und Leber passiert haben, „dann sind 90 Prozent des Testosterons weg“, sagt Schmidt.

Risiko Prostatakrebs

Ziel ist es, den Testosteronspiegel wieder in den unteren Normalbereich zu bringen. Unumstritten ist die Hormonersatztherapie nicht – aber „es gibt keine Alternative“, betont der Urologe. Das größte Risiko sei ein schlummernder Prostatakrebs. „Er wird nicht durch die Testosterongabe ausgelöst, aber ein vorhandener Krebs kann zum Wachstum angeregt werden.“ Das müsse der behandelnde Arzt im Auge behalten. Die Tastuntersuchung der Vorsteherdrüse gehört zum Vorsorgekatalog der gesetzlichen Krankenkassen. Bei Verdacht auf eine Krebserkrankung sind auch die regelmäßige Feststellung des relevanten PSA-Werts sowie Ultraschalluntersuchungen inbegriffen, die ebenfalls vorsorglich, dann aber nur auf eigene Kosten durchgeführt werden können.
  

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Zu etwa einem Drittel ist Testosteronmangel genetisch bedingt, aber auch Alkohol, Medikamente, psychischer und körperlicher Stress sowie schwere Grunderkrankungen können dazu beitragen. Besonders betroffen sind Übergewichtige, nicht selten besteht eine Diabetes. Auch das Risiko für Osteoporose, im Volksmund Knochenerweichung genannt, steigt. ate

Aphthen im Mund heilen meist von selbst wieder ab

Aphthen sind entzündete Stellen im Mund, die besonders oft an den Lippen und den Innenseiten der Wangen auftreten. Die Bläschen mit dem weißlichen Belag heilen normalerweise von allein und folgenlos ab, erläutert das Institut für Qualität und Wirtschaftlichkeit im Gesundheitswesen (IQWiG) auf seiner Webseite. Gegen die Beschwerden helfen schmerzlindernde Gele oder Mundspülungen. Aphthen können sich durch Brennen, Kribbeln und eine raue Mundschleimhaut an der betroffenen Stelle andeuten. Diese rötet sich, schwillt an, nach bis zu drei Tagen bildet sich ein weißlicher Belag. Die Schmerzen lassen oft nach einigen weiteren Tagen nach, nach etwa einer Woche sei die Entzündung häufig wieder verschwunden. Wenn Aphthen nicht innerhalb von zwei Wochen verheilen oder sehr ausgeprägt sind, geht man lieber zum Arzt. Das gilt ebenso, wenn zusätzlich etwa die Lymphknoten anschwellen oder Mundgeruch auftritt. Lasertherapien oder entzündungshemmende Tabletten seien nur bei schweren Verläufen als Behandlung sinnvoll. dpa
  

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